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Cybermobbing: Wie Sie Ihrem Kind helfen, sich zu wehren

Cybermobbing auf Social-Media-Seiten ist leider keine Seltenheit. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, sich dieser Gefahr und des korrekten Umgangs damit bewusst zu sein.

Das versteht man unter Cybermobbing

Wird im Internet wiederholt und systematisch verbale und psychische Gewalt von einer oder mehreren Personen gegen einen anderen Menschen ausgeübt, spricht man von Cybermobbing. Der Begriff Cybermobbing umfasst daher Belästigungen, Beleidigungen, Bloßstellungen, Drohungen und Ausgrenzung im Rahmen digitaler Medien. Meist geschieht dies über sogenannte Social-Media-Seiten wie Facebook und Twitter. Dabei ist es bezeichnend, dass Opfer und Täter in der Regel aus demselben Bekannten- oder Freundeskreis stammen. Dieser kann in der realen oder der virtuellen Welt entstanden sein. Es ist nicht unbedingt notwendig, dass sich die Beteiligten auch außerhalb des Internets kennen. Beleidigungen, üble Nachrede und Verleumdung bleiben, auch wenn sie im Internet verübt werden, Straftaten und werden dementsprechend geahndet.

Darin unterscheidet sich Cybermobbing von klassischem Mobbing

Cybermobbing weist im Großen und Ganzen dieselben Merkmale wie klassisches Mobbing auf und funktioniert nach denselben Mustern. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen gibt es jedoch zahlreiche Unterschiede.

Cybermobbing hat eine sehr große Reichweite: Werden Bilder oder Informationen im Internet veröffentlicht, sind sie so gut wie jedem zugänglich. Die Verbreitung geschieht willkürlich und kann nicht kontrolliert werden.

Das Internet vergisst nichts: Ins Internet gestellte Informationen und Bilder können nicht mehr vollständig entfernt werden. Auch wenn die ursprünglichen Informationen oder die ursprünglich ins Netz gestellten Bilder gelöscht werden, können andere User bereits zahlreiche Kopien davon gespeichert und auch verbreitet haben.

Das Internet schläft nicht: Während klassisches Mobbing meist auf bestimmte soziale Umfelder wie Schule oder Arbeitsplatz begrenzt ist, kann Cybermobbing rund um die Uhr ausgeübt werden.

Das Internet bietet scheinbare Anonymität: Viele fühlen sich im Internet anonym und daher kaum für ihre Worte und Taten verantwortlich. Dadurch sinkt die Hemmschwelle der Täter teils enorm.

So können sich Kinder gegen Cybermobbing wehren

Da prinzipiell jeder Opfer von Cybermobbing werden kann, ist es wichtig, dass Sie Ihrem Kind das passende psychische Rüstzeug mitgeben. Sie sollten mit ihm frühzeitig Strategien erarbeiten, die eine Eskalation vermeiden und dem Nachwuchs aufzeigen, wie er sich effektiv gegen verbale und psychische Gewalt im Internet wehren kann.

Belästigungen ernst nehmen: Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, Belästigungen und unangebrachtes Verhalten nicht abzutun, sondern Ihnen davon zu berichten. Nehmen Sie Ihr Kind und seine Empfindungen ernst und gehen Sie auf diese ein. Erklären Sie ihm, dass es sich Ihnen anvertrauen soll, wenn es im Internet belästigt, verspottet oder beleidigt wird.

Stärken Sie das Vertrauen Ihres Kindes: Bestärken Sie Ihren Nachwuchs darin, auf seine Intuition zu hören und sich nichts von anderen einreden zu lassen. So können Sie den natürlichen Selbstschutz Ihres Kindes effektiv stärken und es vor Übergriffen Dritter schützen. Geben Sie Ihrem Kind zudem zu verstehen, dass es als Person in Ordnung und nicht falsch ist. So können Sie verhindern, dass es an sich selbst zu zweifeln beginnt.

Klären Sie Ihr Kind über seine Rechte auf: Erklären Sie Ihrem Kind die rechtliche Lage. Sagen Sie ihm, dass niemand ohne seine Zustimmung Bilder von ihm veröffentlichen darf. Weisen Sie es darauf hin, dass auch niemand das Recht hat, es zu beleidigen oder zu verspotten. Jemand, der dies tut, hat mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Darüber hinaus bietet das Internet nur scheinbare Anonymität, auch wenn Täter gerne das Gegenteil behaupten.

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Beweise sind wichtig: Sagen Sie Ihrem Kind, dass es Beweise sammeln soll, wenn es Opfer von Cybermobbing-Attacken geworden ist. Das können Screenshots oder Kopien von entsprechenden Textpassagen sein. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es diese Beweise sichern kann.

Erklären Sie Ihrem Kind, wie es mit Angriffen umgehen soll: Raten Sie Ihrem Kind, nicht auf Provokationen einzugehen und nicht auf Beleidigungen oder ungewollte Nachrichten zu antworten. So gibt Ihr Kind dem Täter nicht, was er wahrscheinlich gerne hätte, und kann vielleicht verhindern, dass das Mobbing noch schlimmer wird. Sollte Ihr Kind bereits auf Beleidigungen oder Attacken reagiert haben, verurteilen Sie es deswegen nicht und geben Sie Ihm keinesfalls eine Mitschuld an den Mobbing-Angriffen.

Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, die Täter zu sperren: Erklären Sie Ihrem Kind, dass es die Personen, die es belästigen, selbstverständlich von sich fernhalten darf, auch wenn die andere Person dies nicht möchte. Ebenso ist es möglich, sich eine neue Handynummer zuzulegen, wenn das Mobbing über das Handy erfolgt.

So können Eltern Ihre Kinder schützen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Internet- und Handy-Nutzung Ihres Kindes: Versuchen Sie, stets darüber informiert zu sein, auf welchen Social-Media-Seiten Ihr Kind angemeldet ist und auf welchen Internetseiten es surft. Darüber hinaus sollten Sie auch die Handy-Nutzung Ihres Nachwuchses stets im Auge behalten. So können Sie bei Problemen frühzeitig einschreiten und aktiv werden.

Klären Sie Ihr Kind über die Weitergabe privater Daten auf: Erklären Sie Ihrem Kind, dass es private Daten nur an ihm gut bekannte Personen weitergeben darf und keinesfalls an Fremde oder Internetbekanntschaften. Klären Sie Ihr Kind auch darüber auf, dass seine Daten missbraucht werden können. Dasselbe gilt auch für Fotos.

So reagieren Sie am besten, wenn Ihr Kind Opfer von Cybermobbing geworden ist

Geben Sie Ihrem Kind keine Schuld: Sollte Ihr Kind Opfer von Cybermobbing-Attacken werden, geben Sie ihm keinesfalls die Schuld dafür. Dies würde zu einer Opfer-Täter-Umkehr führen und den oder die eigentlichen Täter aus der Verantwortung entlassen. Zudem würden Sie Ihr Kind fälschlicherweise für das Verhalten einer anderen Person verantwortlich machen. Geben Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass so gut wie jeder Opfer von Cybermobbing werden kann und es keine Schuld an den Angriffen trägt.

Sichern Sie Beweise: Sichern Sie so viele Beweise wie möglich für die Angriffe, deren Opfer Ihr Kind geworden ist.

Setzen Sie sich dafür ein, dass die Angriffe gegen Ihr Kind gelöscht werden: Setzen Sie sich mit den Verantwortlichen oder den Betreibern der jeweiligen Seite in Verbindung und erwirken Sie eine Löschung der betreffenden Passagen. Vergessen Sie aber nicht, diese zuvor als Beweismittel zu sichern.

Nehmen Sie mit den Tätern Kontakt auf: Versuchen Sie, die Täter zu identifizieren und nehmen Sie mit ihnen Kontakt auf. Handelt es sich dabei um Minderjährige, sollten Sie sich an deren Erziehungsberechtigte wenden und diese mit den Taten ihrer Kinder konfrontieren.

Schalten Sie, wenn nötig, die Polizei ein: Wenn es sich bei dem konkreten Fall von Cybermobbing um einen Straftatbestand handelt, sollten Sie die Polizei einschalten und die Vorfälle zur Anzeige bringen.

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Fazit

Cybermobbing betrifft immer mehr Kinder und Jugendliche, da sich das Sozialleben dieser Generation stark ins Internet verlagert hat. Obwohl Cybermobbing nach denselben Prinzipien wie klassisches Mobbing abläuft, gibt es doch zahlreiche Unterschiede. Diese liegen hauptsächlich darin, dass Cybermobbing rund um die Uhr stattfindet und nicht auf einen bestimmten sozialen Bereich begrenzt ist. Daher ist es umso wichtiger, sich selbst und seine Kinder für die Gefahren des Cybermobbings zu sensibilisieren. Wer sich seiner Rechte bewusst ist und sich an gewisse Vorsichtsmaßnahmen hält, kann das Risiko eines Angriffs eventuell minimieren und im Ernstfall gezielt reagieren. Hier sollten Sie als Elternteil Ihrem Kind mit Rat und Tat zur Seite stehen und es zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Medium Internet erziehen.

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