Diagnose Knochenschwund – Welche Therapien gibt es bei Osteoporose?
Die Behandlung von Osteoporose bedarf einer langfristigen Veränderung verschiedener Lebensbereiche. Die Basistherapie basiert auf der richtigen Ernährung und Bewegung ergänzt durch die Einnahme von Medikamenten. Was das im Einzelnen bedeutet und welche weiteren Behandlungsmethoden existieren, erfahren Sie hier.
Bei Osteoporose – auch Knochenschwund genannt – kommt es im Körper zu einem Abbau an Knochenmasse, wodurch die Knochen an Festigkeit verlieren. Der Prozess erfolgt nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über viele Jahre hinweg. Folglich sind vor allem ältere Menschen (überwiegend Frauen) davon betroffen. Unter Umständen tritt die Krankheit auch in jungen Jahren auf.
Erstes Anzeichen ist eine Spontanfraktur, das heißt ein plötzlicher Knochenbruch ohne Anlass. Aber auch ein erhöhtes Knochenbruch-Risiko ist als Verdacht auf Osteoporose zu werten. Beide Fälle sind ernst zu nehmen und im Rahmen einer Osteoporose-Basisdiagnostik abzuklären. Stellt der Arzt eine Osteoporose fest, ist umgehend eine Osteoporose-Therapie einzuleiten. Dazu gehören verschiedene Maßnahmen, die unterschiedliche Lebensbereiche betreffen.
Ziel der Osteoporose-Therapie
Grundsätzlich ist eine Osteoporose bis heute nicht vollständig heilbar. Vielmehr verfolgt die Behandlung das Ziel, den gesteigerten Knochenabbau zu hemmen und weitere Knochenbrüche zu verhindern. Das führt häufig zu einer deutlichen Verbesserung des Krankheitsbildes. Im Fall einer sekundären Osteoporose liegt eine andere Grunderkrankung vor, die zunächst Fokus der Behandlung ist.
Die Veränderung des Lebensstils
So wie sich die Osteoporose über viele Jahre entwickelt, ist auch die Behandlung der Krankheit keine kurzfristige und allgemeingültige Sache. Vielmehr bedarf es individueller Therapieformen, die mit der Veränderung des Lebensstils einhergehen. Dazu benötigen Sie Ausdauer und Geduld. Verschiedene Lebensbereiche sind davon betroffen. Zum einen gilt es, die Ernährung und Bewegung umzustellen.
Zum anderen sind die Einnahme von Medikamenten und Sturz-Präventionsmaßnahmen in den Alltag zu integrieren. Darüber hinaus erlernen Sie als Patient den Umgang mit Schmerzen sowie Methoden der Selbsthilfe, die ebenfalls zur Verbesserung des Krankheitsbildes beitragen. Dabei entscheiden Sie selbst, was sie für machbar halten und welche Dinge Sie tatsächlich umsetzen können.
Behandlungsleitlinien
Für die Behandlung von Osteoporose kommen verschiedenen Methoden zum Einsatz, die Ärzte oft miteinander kombinieren. Dafür hat der Dachverband wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie (DVO) offizielle Behandlungsleitlinien herausgegeben. Außerdem gelten die gemeinsamen Patientenleitlinien des DVO und des Dachverbandes der Selbsthilfegruppen (DOP).
Im Überblick: Therapieformen bei Osteoporose
• Gesunde Ernährung (reich an Kalzium und Vitamin D)
• Medikamentöse Therapie
• Schmerztherapie
• Bewegungstherapie
• Sturz-Prävention
• Operativer Eingriff
• Psychosoziale Betreuung und Selbsthilfe
Die richtige Ernährung
Die geeignete Ernährung bei Osteoporose ist vor allem gesund und reich an Kalzium und Vitamin D. Das hilft, die Knochen zu festigen und zu stärken. Der Körper baut Kalzium direkt in den Knochen ein, während Vitamin D die Aufnahme von Kalzium ins Blut und dessen Einbau in die Knochen fördert. In der Regel empfehlen Ärzte entsprechende Nahrungsergänzungsmittel.
Kombinate aus Kalzium und Vitamin D sind als Tabletten zum Einnehmen, Brausetabletten oder Pulver erhältlich. Die empfohlene Zufuhr von Kalzium beträgt 1.000 bis 1.500 Milligramm, die von Vitamin D entspricht 1.000 IE (Internationale Einheiten) über ein Jahr. Eine kalziumreiche Ernährung und der Konsum von kalziumreichen Mineralwasser sind jedoch ausreichend, um künstliche Kalzium-Präparate zu ersetzen.
Medikamentöse Therapie
Die Einnahme von Medikamenten bei Osteoporose verfolgt unterschiedliche Therapieziele. Im Wesentlichen kommen dafür zwei Gruppen von Medikamenten zum Einsatz: Antiresorptiva, die den Knochenabbau reduzieren, und Anabolika / Teilanabolika, die den Muskel- und Knochenaufbau stimulieren. Wichtig ist es, dass Sie stets Ihren behandelnden Arzt bei der Auswahl der Therapeutika konsultieren. Basierend auf seinen Befunden entscheidet er am besten über die Medikamente und deren Anwendungsdauer.
Die Einnahme von Antiresorptiva und Anabolika
Zur Gruppe der Antiresorptiva gehören Bisphosphonate, wie zum Beispiel Alendronat, Ibandronat und Risedronat, Kalzitonin, Östrogene und selektive Östrogen-Rezeptoren-Modulatoren (SERM). Bisphosphonate sind bei allen Formen der Osteoporose über einen Zeitraum von mehreren Jahren anwendbar. Dabei haben sie keine negativen Auswirkungen auf die Knochenqualität und nur geringe Nebenwirkung. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Einnahme solcher Medikamente allerdings nicht empfohlen.
Die Anwendung von Bisphosphonaten erfolgt in Form von Tabletten oder Mehrmonats-Spritzen. Das körpereigene Hormon Kalzitonin ist ebenfalls als Spritze oder aber als Nasenspray erhältlich. Es hemmt die Wirkungsweise der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) und dient vor allem der Vermeidung von Wirbelkörperbrüchen. Der Nachteil: starke Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Hitzegefühl. Deshalb ist Kalzitonin nur für die Anwendung über einen kurzen Zeitraum geeignet. Dazu gehört beispielsweise die Behandlung akuter Schmerzen.
Medikamente der Gruppe SERM beinhalten Stoffe mit der knochenaufbauenden Wirkung des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Folglich wirken sie dem Knochenabbau entgegen und senken das Risiko von Wirbelkörperbrüchen. Bei Frauen in den Wechseljahren wirkt alternativ auch eine Hormonersatztherapie zur Anhebung des Östrogenspiegels dem Knochenschwund entgegen. Zur Art der Anabolika beziehungsweise Teilanabolika gehören Teriparatid (ein wirksames Teilstück der Knochensubstanz), Strontiumranelat und das gesamte Molekül des Nebenschilddrüsenhormons Parathormon. Letzteres hat eine stark aufbauende Wirkung, während Strontiumranelat mild Aufbau-stimulierend und Abbau-hemmend wirkt.
Schmerztherapie
Ein wichtiger Bestandteil der Osteoporose-Behandlung ist eine Schmerztherapie. Dabei lernen Sie richtig auf die Schmerzen zu reagieren, denn eine jahrelange Einnahme von Schmerzmitteln ist mit starken Nebenwirkungen verbunden. Solche Medikamente kommen vielmehr zur kurzfristigen Behandlung akuter Schmerzen zum Einsatz. Am häufigsten verschreiben Ärzte nichtsteroidale Antiphlogistika. Dazu gehören zum Beispiel Aspirin, Ibuprofen und Diclofenac. Alternativ helfen auch COX-2-Hemmer, die jedoch nicht für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung infrage kommen. Um langfristig die Schmerzen zu lindern, gibt es nur eine Lösung und die heißt Bewegung – Bewegung, die ohnehin für die Stärkung der Knochen notwendig ist.
Bewegungstherapie
Bei Osteoporose sind Sport und Bewegung ein Muss. Sie helfen die Muskulatur aufzubauen und die Knochen zu stärken. Außerdem bekämpft Bewegung den Schmerz und sorgt für mehr Vitalität. Besonders empfehlenswert ist zügiges Gehen an der frischen Luft, am besten dreimal pro Woche für jeweils ca. 30 Minuten. Der Vorteil: Beim Gehen lastet Ihr ganzes Körpergewicht auf dem Skelett und trainiert zugleich die Muskeln.
Darüber hinaus stimulieren im Freien die Sonnenstrahlen Ihre körpereigene Produktion von Vitamin D, das für die Aufnahme von Kalzium so wichtig ist. Des Weiteren hilft gezieltes Krafttraining mit dynamischen Kraftimpulsen auf den Knochen. Aber auch Gymnastik, Funktionstraining und Vibrationstraining sind geeignet. Diese Maßnahmen fördern zugleich auch die Balance und Koordination, was wiederum hilft, Stürze und somit Knochenbrüche zu vermeiden.
Sturz-Prävention
Da ältere Menschen häufiger fallen, besteht bei ihnen generell ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Kommt noch eine Osteoporose hinzu, ist es unumgänglich, Sturz-Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Dafür sind zunächst Sturzgefahren und Umfallquellen im Haushalt, wie zum Beispiel Türschwellen, herumliegende Kabel, glatte und rutschige Böden oder unsichere Treppenaufgänge, zu entfernen.
Hier heißt es: Beseitigen Sie Stolperfallen, sorgen Sie für Halterungen an Treppen, feste Unterlagen, gute Lichtverhältnisse und tragen Sie stets geschlossene Schuhe. Außerdem sollten Sie auf Medikamente verzichten, die zum Beispiel Schwindel, Schläfrigkeit oder Kopfschmerzen verursachen. Sie schränken die Reaktionsfähigkeit ein und erhöhen somit das Unfallrisiko. Hingegen hilft gezieltes Koordinationstraining, Stürze zu vermeiden.
Operativer Eingriff
Halten die Schmerzen trotz Therapie für einen Zeitraum von über drei Monaten an, ist unter Umständen ein operativer Eingriff notwendig. Bei gebrochenen Wirbelkörpern hilft eine sogenannte Vertebroplastie. Dabei bringt der Arzt Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper ein, um ihn zu stabilisieren. Bei einer Kyphoplastie wird der Wirbelkörper zunächst mit einem kleinen Ballon auf gedehnt. Das erleichtert zum einen das Einbringen des Knochenzements und richtet zum anderen den Knochen in manchen Fällen wieder etwas auf.
Psychosoziale Betreuung und Selbsthilfe
Um mit Knochenschwund und Knochenbrüchen im Alltag fertig zu werden, helfen Selbsthilfegruppen und psychosoziale Betreuung. Das Ziel: Die Angst vor weiteren Verletzungen nehmen und einer zunehmenden Bewegungseinschränkung entgegenzuwirken. Trauen Sie sich Kontakt zu anderen Patienten und Beratungsstellen aufzunehmen! Dort finden Sie Rat, Hilfe, Informationen und eine grundlegende Orientierung. Dabei profitieren Sie zunächst von der Erfahrung anderer Patienten und können Ihre Erlebnisse später an andere Leidensgenossen weitergeben.
Fazit: Lernen Sie, mit der Osteoporose umzugehen!
Egal welche Therapieform Ihnen am geeignetsten erscheint, die Behandlung einer Osteoporose beginnt immer im Kopf. Lernen Sie mit der Krankheit umzugehen und vertrauen Sie auf den Erfolg verschiedener Maßnahmen! Lassen Sie sich auf eine langfristige Veränderung Ihres Lebensstils ein und freuen Sie sich auf ein Plus an Vitalität! Mit gesunder Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls Medikamenten wirken Sie dem Knochenschwund erfolgreich entgegen und reduzieren zugleich das Risiko von Knochenbrüchen.
Linktipps zum Thema:
- Magazin-Kategorie: Medizinische Dienstleistungen
- Selbsthilfe: Netzwerk Osteoporose
- Stern: Die Knochenbrecherin
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