Einschulung der Kinder – Welches Alter ist das Beste?
Die Bundesländer haben in der Regel einen Stichtag, der für die Einschulung aller Kinder eines Jahrgangs maßgeblich ist. Doch oft haben Eltern gute Gründe, von diesem Datum abzuweichen.
Gesetzliche Regelungen
Laut Gesetz sind Kinder ab einem bestimmten Alter schulpflichtig. Je nach Geburtsdatum kann der Einschulungstermin zu einem Termin liegen, an dem das Kind noch fünf oder bereits schon sieben Jahre alt ist. Im Vorfeld erhalten die Eltern meistens von der Gemeindeverwaltung die Einladung, sich mit ihrem Kind zu einer Schuleingangsuntersuchung vorzustellen. An diesem Termin wird der altersgemäße Gesundheits- und Entwicklungsstand des Kinds untersucht.
Das schulärztliche Gutachten bescheinigt die Schulreife. Manchmal wird auch festgestellt, dass ein Kind noch mehr Zeit oder eine spezielle Förderung benötigt. In diesem Fall werden die Eltern entsprechend beraten.
Was sollte ein Kind können, bevor es eingeschult wird?
Es ist wichtig, dass das Kind gut sehen und hören kann, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen. Körperliche Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Koordination von Bewegungen, sind beim Malen und Basteln oder beim selbstständigen Anziehen nötig. Auch soziale und geistig-seelische Aspekte wie die Kommunikationsfähigkeit oder das Selbstvertrauen spielen für den erfolgreichen Schulbesuch eine Rolle. Im Schulalltag muss das Kind sich nämlich in die Gemeinschaft einfügen können. Um erfolgreich zu lernen, muss es sich auch für eine Weile auf eine Sache konzentrieren können.
Auf jeden Fall sollte ein Kind, wenn es in die Schule kommt, das Sprechen in sinnvollen Sätzen beherrschen. Dann wird es auch einen kleinen, zusammenhängenden Bericht aus seinem Erfahrungsbereich verstehen. Es sollte zudem in der Lage sein, ein Ziel bewusst zu verfolgen. Wenn es dazu einfache Regeln erkennt und sich danach richten kann, verfügt es über gute Startbedingungen.
Welcher Zeitpunkt ist am besten für mein Kind?
Unabhängig vom Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung machen sich Eltern oft Gedanken über den richtigen Zeitpunkt für die Einschulung. Vielleicht ist das eigene Kind sehr wissbegierig. Es beginnt eventuell schon zu buchstabieren und es möchte älteren Geschwistern nacheifern. Dann fragen sich die Eltern, ob es zu Hause und im Kindergarten noch genügend geistige Anregung erhält. Manchmal ist das geistig hellwache Kind aber ängstlich und unsicher. Eventuell war es war krank und es erscheint noch sehr klein und zart. Dann fürchten die Eltern, dass der Schulranzen mit den vielen Büchern zu schwer wird. Auch einen langen Schultag zusammen mit vielen Klassenkameraden möchten Sie dem Kind lieber noch nicht zumuten.
Diese und noch viele andere Gedanken beschäftigen Eltern von Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Jahren. Wenn Eltern es wünschen, haben sie die Möglichkeit, einen Antrag beim Schulamt zu stellen, damit ihr Kind zu einem anderen Termin als zum Stichtag eingeschult wird. Eine frühere Einschulung ist möglich, wenn das Kind zuvor an der Schuleingangsuntersuchung teilgenommen hat. Außerdem können sie ihr Kind zurückstellen zu lassen, auch wenn seine Schulfähigkeit bereits festgestellt wurde.
Einige Bundesländer nehmen den Eltern die schwierige Entscheidung für den besten Zeitpunkt ab. Sie führen probeweise eine flexible Schuleingangsphase ein. In dieser Phase soll jedes Kind die Chance erhalten, individuell gefördert und im eigenen Tempo zu lernen. Organisatorisch ist dies so geregelt, dass Schülerinnen und Schüler der ersten beiden Schuljahre in einer gemeinsamen Klasse unterrichtet werden. Entsprechend ihrer jeweiligen Entwicklungsgeschwindigkeit können sie diese Schuleingangsphase in einem, in zwei oder drei Jahren durchlaufen.
Wann ist eine vorgezogene Einschulung sinnvoll?
Ihr Kind gehört zu einer Gruppe von Spielkameraden im Wohnumfeld oder im Kindergarten, die viel Zeit miteinander verbringen und gern miteinander spielen? Dann kann es durchaus sinnvoll sein, das Kind zusammen mit den Freunden einzuschulen, auch wenn es regulär noch ein Jahr bis zur Einschulung warten müsste. Voraussetzung dabei ist natürlich, dass dem keine weiteren Gründe entgegenstehen.
Im oben genannten Fall wird vermutlich auch das Kind auf eine frühere Einschulung drängen. Der Wunsch, endlich in die Schule gehen zu dürfen, ist oft ein Zeichen dafür, dass ein Kind wirklich schulfähig ist. Vielleicht langweilt es sich mittlerweile ein wenig im Kindergarten und liest den jüngeren Kindern bereits kleine Sätze aus den Bilderbüchern vor. Das kann, muss aber kein Grund für eine frühere Einschulung sein. Wichtig ist in dem Fall, dass das Kind es wirklich dringend wünscht. Sinnvoll ist es außerdem, sich nach den Erfahrungen und der Einschätzung der Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten zu erkundigen. Sie erleben, wie Ihr Kind sich in Gemeinschaft mit anderen Kindern verhält. Sie beobachten täglich, ob es bei seinen Tätigkeiten die nötige Ausdauer besitzt. Zudem können sie sein Verhalten mit dem anderer Kinder der Altersgruppe vergleichen.
Mögliche Gründe für eine spätere Einschulung
Wird der größte Teil der vertrauten Spielkameraden zu einem späteren Zeitpunkt als das eigene Kind regulär eingeschult, kann dies für eine spätere Einschulung sprechen. Sie als Eltern müssen die Entscheidung nach Erörterung aller Gründe für und wider treffen und einen Antrag begründen. Das Kind selbst ist mit einer Entscheidung überfordert.
Manchmal ist ein Kind von seinen kognitiven Fähigkeiten und seiner körperlichen Entwicklung her durchaus schulreif („kognitiv“ meint hier alles, was mit denken und lernen zu tun hat). Aber es fühlt sich anderen gegenüber unsicher, ihm fehlt es noch an sozialer und emotionaler Reife. Es kann auch vorkommen, dass in der regulären Einschulungsklasse aller Voraussicht nach viele Kinder sein werden, die aus verschiedenen Gründen schon deutlich älter sind als das eigene Kind. Dann befürchten Sie vielleicht, dass Ihr Kind zum Außenseiter in der Klasse werden könnte. Oder Sie befürchten, dass seine Persönlichkeit leidet, weil es sich zu sehr in seinem Verhalten anpasst – denn es kann sich den älteren Kindern gegenüber wahrscheinlich noch nicht richtig behaupten.
Manche Eltern möchten dem Kind einfach noch länger Zeit zum unbeschwerten Spielen gönnen. Viele Kinder genießen es sicher auch, in der Kindergartengruppe zu den Großen zu gehören. Sie sollten aber auf jeden Fall versuchen, objektiv und kritisch Ihre eigne Motivation für eine bestimmte Wahl zu hinterfragen. Damit treffen Sie wirklich im Sinne des Kinds eine Entscheidung und vermeiden es, persönliche Erfahrungen aus der eigenen Kindheit zu stark mit einfließen zu lassen.
Wer entscheidet?
Die endgültige Entscheidung über eine frühere, eine reguläre oder eine spätere Einschulung trifft die Behörde auf der Grundlage der Gutachten aus der Schuleingangsuntersuchung. Auch Berichte des besuchten Kindergartens sowie andere ärztliche oder psychologische Gutachten können mit einfließen.
Fazit
Eine frühere oder eine spätere Einschulung ist an sich weder gut noch schlecht. Wichtig sind allein der individuelle Entwicklungsstand des Kinds und die Prognose über einen erfolgreichen Schulbesuch.