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Familienaufstellungen – den eigenen Standpunkt erkennen

Bei einer therapeutischen Familienaufstellung sollen tiefsitzende Konflikte eingeordnet und dadurch gelöst werden. Dafür nehmen meistens andere Personen stellvertretend die Rolle von Familienmitgliedern des Klienten ein und stellen dessen Familiensystem bildhaft nach.

Die Idee hinter der psychotherapeutischen Familienaufstellung

Hinter der Familienaufstellung stehen verschiedene therapeutische Zugänge. Grundsätzlich geht das Konzept auf die sogenannte Familienskulptur der US-amerikanischen Familientherapeutin Virginia Satir zurück. In den 1970er Jahren entwickelte Satir die Methode als Teil der Systemischen Psychotherapie. In der Systemischen Psychotherapie wird angenommen, dass jeder Mensch durch bestimmte Beziehungsmuster und Verhaltensweisen innerhalb seiner Familie geprägt wird.

Diese Prägung kann sich mitunter bereits über Generationen entwickelt haben. Bei modernen Verfahren spielt bei der therapeutischen Anwendung nicht allein die Prägung durch die Familie eine Rolle. Vielmehr wird zusätzlich davon ausgegangen, dass eine psychische Erkrankung eines Familienmitglieds über das Familiensystem auch die anderen Mitglieder belastet.

Der Grundgedanke der Familienskulptur ist nun, die Beziehungen in einer Familie oder einer dauerhaften Gruppe bildhaft darzustellen. So sollen die Betroffenen in die Lage versetzt werden, sich ihrer Gefühle und Wahrnehmungen innerhalb dieses Beziehungssystems bewusst zu werden. Die Patienten nehmen im besten Fall verdeckte Konflikte und problematische Beziehungsmuster räumlich wahr.

Mit den so gewonnenen Erkenntnissen wird anschließend an der Verbesserung der Beziehungsmuster gearbeitet.

Während die Familienskulptur meist mit den tatsächlichen Mitgliedern einer Familie durchgeführt wird, nehmen in der Familienaufstellung in der Regel andere Personen die Plätze der einzelnen Familienangehörigen ein.

Inzwischen haben sich viele Varianten der psychotherapeutischen Familienaufstellung entwickelt. Der wissenschaftliche Nachweis ihrer Wirksamkeit steht noch aus. Manche Studien, etwa die des Universitätsklinikums Heidelberg zwischen 2009 und 2013, haben jedoch einen positiven Effekt auf die Betroffenen belegt.

Die klassische Familienaufstellung nach Bert Hellinger

Die klassische Familienaufstellung nach Bert Hellinger ist eine in der Fachwelt äußerst umstrittene Variante dieser Methode. Hellinger, der als katholischer Missionar lange Zeit in Südafrika tätig war, entwickelte diese Form der Familienaufstellung in den 1990er Jahren. Während der Ansatz von Satir zur Diagnose im Rahmen einer Psychotherapie dient, versteht Hellinger seine Form der Familienaufstellung als umfassende Methode zur Lebenshilfe.

Dahinter steht die Idee, dass die einzelnen Familienmitglieder in einem bestimmten emotionalen System miteinander verbunden sind. Ist diese Verbindung gestört, soll das nach Hellinger zu psychischen oder körperlichen Belastungen einzelner Familienangehöriger führen.

Diese Grundannahme verbindet er mit einer konservativen Wertevorstellung und einem esoterisch geprägten Weltbild. So ist jede Familie für Hellinger nach einer strengen Ordnung hierarchisch strukturiert. An der Spitze dieser Hierarchie steht der Vater, gefolgt von der Mutter und den Kindern in der Reihenfolge ihres Alters.

Wird diese Ordnung gestört, so erkrankt nach dieser Vorstellung die sogenannte Familienseele. Eine Störung kann schon darin bestehen, dass ein Mitglied der Familie ein hierarchisch höher stehendes Mitglied nicht ausreichend achtet. Die erkrankte Familienseele kann sich auf die Betroffenen oder deren Nachfahren auswirken, so Hellinger. Folgen einer solchen Störung sind demnach sowohl psychische als auch körperliche Erkrankungen.

Die Methode nach Hellinger ist äußerst umstritten. 2003 hat sich die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) ausdrücklich von Hellingers Familienaufstellung distanziert. In Deutschland wenden heute rund 2.000 Therapeuten dieses Verfahren an.

Aussenseiter

So läuft eine Familienaufstellung ab

Heutzutage gibt es zahlreiche Varianten der Familienaufstellung mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Hintergründen. Grundsätzlich lassen sich momentan zwei Gruppen unterscheiden: die psychotherapeutischen Familienaufstellungen und diejenigen, die von Hellinger geprägt sind.

Ablauf im Rahmen einer Psychotherapie

Eine Familienaufstellung im Rahmen einer Psychotherapie muss nicht zwangsläufig mit Stellvertretern durchgeführt werden. Je nach Situation entscheidet der behandelnde Therapeut, ob eine Aufstellung durch die Familienmitglieder selbst sinnvoll ist. Dazu positionieren sich die Betroffenen selbst im Raum so, wie sie ihre Beziehungen untereinander verstehen. Oder einzelne Familienmitglieder stellen die Eltern und Geschwister nach ihrer Wahrnehmung im Raum auf.

Durch gezielte Fragen des Therapeuten und die räumliche Sichtbarkeit von Nähe und Distanz werden nun allen Teilnehmern die Beziehungsmuster deutlicher. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden nun gemeinsam mit dem Psychotherapeuten Strategien erarbeitet, um den Konflikten innerhalb des Familiensystems entgegenzuwirken.

Meist werden Familienaufstellungen aber durchgeführt, indem Stellvertreter für die einzelnen Familienangehörigen eingesetzt werden. Das sind in Gruppentherapien in der Regel die übrigen Gruppenmitglieder. Zunächst berichtet der Aufsteller über seine Situation und die Schwierigkeiten, die er damit verbindet. Im Anschluss positioniert er die Stellvertreter so im Raum, wie er sein Familiensystem wahrnimmt. Durch das Positionieren der Teilnehmer gewinnt der Patient Erkenntnisse über das System. Gleichzeitig können die Stellvertreter eine Rückmeldung geben und dadurch Impulse von außen liefern. Der Betroffene kann sich somit gleichzeitig mit seinen „psychisch anwesenden“ Familienmitgliedern und den Wahrnehmungen Außenstehender auseinandersetzen.

Eine weitere Möglichkeit der Familienaufstellung besteht darin, Gegenstände als Stellvertreter für die einzelnen Familienmitglieder zu wählen. Mit Hilfe von kleinen Figuren oder Stühlen stellt der Patient die Familienbeziehungen im Raum nach. Bei dieser Variante findet zunächst eine ungestörte und intensive Auseinandersetzung mit Hilfe des Therapeuten statt.

Bei besonders konflikthaften Familienkonstellationen kann das ein angemessener Anfang sein. Während der Aufstellung kann der Therapeut durch gezielte Fragen tiefere Einsichten für die Diagnose erlangen. Währenddessen hat der Patient die Möglichkeit, sich ganz auf die eigenen Gefühle zu konzentrieren. So werden Irritationen durch anwesende Dritte vermieden.

Häufig fordern Therapeuten bei dieser Form ihre Patienten auf, die Position einzelner Familienmitglieder im Raum einzunehmen. So wird der Betroffene ermutigt, andere Sichtweisen innerhalb des Familiensystems zu durchdenken.

Der Ablauf einer klassischen Familienaufstellung nach Hellinger

Die klassische Familienaufstellung nach Hellinger verläuft ähnlich wie Aufstellungen innerhalb einer Gruppentherapie. Zunächst berichtet der Betroffene von seinen Schwierigkeiten und den familiären Hintergründen. Im Anschluss platziert er Stellvertreter intuitiv im Raum. Nun berichten die Stellvertreter über ihre Wahrnehmungen und Gefühle.

Im Unterschied zu den fachlich anerkannten Varianten der Familienaufstellung geht man in Hellingers Ansatz davon aus, dass die Stellvertreter Zugang zu den wahren Gefühlen derjenigen haben, die sie repräsentieren.

Das soll ihre jeweilige Position im aufgestellten Familiensystem bewirken. Dabei spielt es nach Hellinger keine Rolle, ob das repräsentierte Familienmitglied bereits tot ist oder noch lebt. Anschließend werden die Teilnehmer vom Therapeuten so lange neu positioniert, bis sie sich an einem Ort wohlfühlen. In diesem, nun korrigierten Familiensystem, spricht der Ratsuchende „heilende Sätze“ zu den Stellvertretern.

Dabei stehen diejenigen im Zentrum des Interesses, die Familienmitglieder repräsentieren, welche vom Therapeuten als missachtet oder ausgestoßen identifiziert wurden. Mit ihnen soll sich der Aufsteller versöhnen und somit die erkrankte Familienseele heilen.

Bei Bert Hellinger selbst und einigen seiner Anhänger findet diese Form der Familienaufstellungen während Großveranstaltungen vor Publikum statt. Teilnehmer berichten, dass es dabei teils zu heftigen Gefühlsausbrüchen auf der Bühne kommen soll. Die Stellvertreter identifizieren sich nach diesen Berichten häufig stark mit den ausgestoßenen Familienmitgliedern, die sie repräsentieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) hat diese Ausführung der Methode scharf kritisiert. Demnach sei eine Familienaufstellung nur im Rahmen einer langfristigen Therapie sinnvoll. Wichtig sei zudem ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Betroffenen und Therapeut.

Woman talking about her problem

Fazit

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass eine Familienaufstellung so gut ist, wie der Therapeut, der sie durchführt. Im Rahmen einer Psychotherapie dient die Methode dazu, Konflikte innerhalb der sozialen Strukturen einer Familie oder festen Gruppe aufzudecken. Einmal bewusst gemacht, können nun Lösungen für die Konflikte erarbeitet werden. Das Aufstellen der Familienmitglieder oder Stellvertreter im Raum bietet den Betroffenen die Möglichkeit, sich die Konstellationen bildlich vor Augen zu führen.

So können auch Positionswechsel durchgeführt werden, was die Empathie gegenüber den Verwandten stärkt. Interessierte müssen sich jedoch vor einer Familienaufstellung intensiv über den Anbieter informieren. Da für die Methode keine therapeutische Ausbildung vorgeschrieben ist, gibt es nicht nur seriöse Anbieter. Gerade für psychisch labile Menschen kann eine fragwürdig durchgeführte Familienaufstellung eine große emotionale Belastung darstellen.

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