Gemeinsam teilen: Die Vor- und Nachtteile der Sharing Economy
Digitales Geld, kostenfreie Bücher und günstige Übernachtungen – die Sharing Economy boomt. Doch bieten innovative Konzepte neben den unzähligen Vorteilen auch Nachteile für die Nutzer?
Sharing Economy: Altes Konzept im neuen Gewand
Die Idee der Sharing Economy ist keine neue. Insbesondere in kleinen Kommunen und in ländlichen Regionen der Welt gehört das Teilen von Ressourcen und Arbeitskraft zum traditionellen Arbeitsalltag. Neu hingegen sind die Ausmaße, die die Sharing Economy mittlerweile in unserem Alltag einnimmt. Das Prinzip ist simpel: Viele Menschen übernehmen gemeinsam die Kosten für ein Produkt, sodass es lediglich erforderlich ist, dass Einzelpersonen sich mit einem kleinen Geldbetrag beteiligen. Ein gutes Beispiel ist ein Rasenmäher oder eine Werkbank, die sich fünf Nachbarn oder Freunde teilen.
Internetplattformen, die auf den Verleih und Tausch von Maschinen spezialisiert sind, bringen dieses Konzept auf ein neues Niveau und sorgen für eine noch stärkere Vernetzung. Andere Güter, die sich zur gemeinschaftlichen Nutzung eignen, sind Grundstücke, die sich beispielsweise für ein lokales Gartenprojekt nutzen lassen. Geteilte Arbeitskraft gehört ebenfalls zur Idee der Sharing Economy. Besonders bekannte Projekte sind Plattformen wie Wikipedia, deren Inhalte die Nutzer selbst generieren und bewerten. Mit einem ähnlichen Anspruch arbeiten mittlerweile viele wissenschaftliche Initiativen und Forschungseinrichtungen.
Der Outcome, also das Produkt dieser Projekte, wird ebenfalls zu einem Teil der Sharing Economy. Sehr erfolgreich ist beispielsweise die Open-Source-Software Linux, die Nutzer kostenfrei verwenden und updaten. Relevanz hat natürlich auch geteiltes Gedankengut und geteilte Kunst. Darunter fallen Bücher, Audios, Bilder und Videos, die zum kostenfreien Nutzen und im Idealfall auch zum Verwenden bereitstehen. Beim Weiterverarbeiten spielen lizenzfreie Bilder und Musik eine entscheidende Rolle für Blogger und alle Menschen, die online arbeiten. Last but not least: Serviceleistungen, wie gemeinsame Autofahrten, Haarschnitte, Reparaturen und Übernachtungen gelten auch als Teil der Sharing Economy.
Die Schattenseiten des Teilens
Sharing Economy ist ein relativ offener Begriff, den Firmen und Einzelpersonen auf die unterschiedlichsten Weisen interpretieren. Insbesondere im professionalisierten Bereich ist vom Ursprungsgedanken des gemeinsamen Teilens und der nutzerfreundlichen People’s Economy teilweise nicht mehr viel übrig. Das wohl bekannteste Beispiel ist der amerikanische Konzern Airbnb. Seit 2008 vermittelt der Anbieter in 190 Ländern der Welt Zimmer und Wohnungen zur kurzzeitigen Vermietung. Die Idee, günstigen Urlaub bei Einheimischen zu machen, wurde mit den Jahren allerdings mehr und mehr zu einer Schattenwirtschaft.
Einzelne Vermieter besitzen beispielsweise mehrere hundert Objekte und vermieten dementsprechend professionell. Dies hat verschiedene Konsequenzen. Insbesondere in Großstädten ist das kurzzeitige Vermieten an Touristen viel rentabler als das langzeitige Vermieten an Einzelpersonen, WGs oder Familien. Daraus resultiert Wohnungsknappheit in Innenstädten und ein genereller Anstieg der Preise. Vermieter zahlen häufig nicht die notwendigen Steuern und Abgaben, die für Hotels und Pensionen bindend sind. Gleiches gilt für Standards wie den Brandschutz: Hotels sind gezwungen, relativ strenge und kostenintensive Brandschutzauflagen zu erfüllen, die jedoch nicht für die Vermieter von Airbnb gelten.
Letzten Endes sorgt Airbnb auch nicht unbedingt für mehr Chancengleichheit beim Reisen, da die Preise je nach Standort den ortsüblichen Preisen entsprechen. Ebenfalls häufig in der Kritik steht das amerikanische Unternehmen Uber. Dieses bietet einen Fahrservice an, den Nutzer mithilfe ihres Smartphones buchen. Route und Preis stehen schon vor Antritt der Fahrt fest, sodass böse Überraschungen beim Bezahlen von vornherein ausgeschlossen sind. Zudem bemüht sich das Unternehmen um Geschlechtergerechtigkeit bei den Fahrern und möchte mehr Frauen beschäftigen. Diese sind bei anderen Fahrunternehmen normalerweise in der Minderheit.
Der große Nachteil: Uber bietet ähnliche Dienste wie Taxiunternehmen, gewährt allerdings nicht die gleiche Sicherheit. Taxifahrer haben die Auflage, für Ihre Lizenz zur Personenbeförderung beispielsweise ein Führungszeugnis und das eigene Punktekonto in Flensburg offen zu legen. Ein weiterer Unterschied zu Taxen ist die Versicherung. Taxifahrer versichern ihr Fahrzeug gewerblich, wohingegen Uberfahrer ihr Auto privat versichern.
Im Schadensfall führt dies insbesondere für den Fahrer zu erheblichen Kosten. Generell befinden sich auch Serviceleistungen wie beispielsweise ein Haarschnitt oder eine Gitarrenstunde in einer rechtlichen Grauzone, wenn Sie diese gegen andere Leistungen tauschen. Im schlimmsten Fall fällt der jeweilige Service rechtlich sogar in den Bereich der Schwarzarbeit. Darüber hinaus ist auch der Versicherungsschutz für Beteiligte nicht immer ausreichend. Ein Beispiel ist eine getauschte Unterrichtsstunde bei einem Personal-Trainer. Im Fall von Verletzungen oder beschädigten Geräten endet die kostenfreie Sportstunde mitunter vor Gericht.
Die Vorteile: Mehr Chancengleichheit und Umweltschutz
Natürlich hat die Sharing Economy auch viele Vorteile. Dies ist der Fall, wenn die Kommunikation und der Leistungsaustausch unmittelbar zwischen den Beteiligten geschehen. Ein Sonderfall sind dezentrale Sharing Economies, die völlig ohne zentrale Kontrollinstanz funktionieren. Hier bleiben die Abgaben, die Airbnb und Co. fordern, vollkommen aus.
Ein gutes Beispiel für dezentrale Modelle ist übrigens die digitale Währung Bitcoin, die immer wichtiger wird. Davon abgesehen hat das gemeinsame Nutzen von Maschinen, Büchern oder Autos positive Auswirkungen auf das Klima, da deutlich weniger Emissionen freiwerden. Zudem schaffen Beteiligte qualitativ hochwertige und mitunter teure Geräte gemeinsam an und profitieren von der längeren Haltbarkeit. Gerade Offline-Projekte in der Nachbarschaft oder in der Kommune sorgen für mehr Solidarität und schaffen Zusammenhalt unter den Beteiligten. Gebrauchte Kleidung, Schuhe oder Bücher eignen sich zum entgeltlichen Tausch und setzten ein Zeichen gegen Überproduktion und Verschwendung.
So haben auch sozial schwächer gestellte Zugang zu Ressourcen und die Verkäufer verdienen einen kleinen Geldbetrag, den sie anschließend weiter nutzen. Eine kostenfreie Möglichkeit neue Sprachen zu lernen, stellen Tandemprojekte dar. Hier tauschen die Beteiligten via Skype oder im realen Leben Sprachkenntnisse aus und profitieren von kostenfrei zugänglichem Wissen. Kostengünstiges Reisen ermöglichen Konzepte wie Couchsurfer. Nutzer dieser Plattformen erstellen ein Profil und lassen Reisende kostenfrei auf Ihrer Couch oder im Gästezimmer übernachten. Im Gegenzug haben sie die Möglichkeit, bei anderen Nutzern zu übernachten. Warm Shower funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, richtet sich allerdings mehr an Radfahrer.
Zu den kostenfreien Leistungen gehört eine warme Dusche und ein Schlafplatz oder ein Zeltplatz auf dem eigenen Grundstück. Bei beiden Plattformen stehen der Gemeinschaftsgedanke und das Netzwerken im Vordergrund. Nicht zu vergessen: Soziale Projekte wie Foodsharing oder öffentliche Bücherschränke gehören ebenfalls zur Idee einer Sharing Economy. Neben kostenloser Bildung setzen diese Projekte vor allem ein Zeichen gegen Verschwendung und helfen sozial schwach gestellten Menschen und Obdachlosen in ihrem Alltag.
Fazit
Sharing is Caring: Eine funktionierende Sharing Economy hat viele Vorteile und stellt eine langfristige Alternative zu bewährten, wirtschaftlichen Systemen dar. Insbesondere im Bereich der Kommune oder der Region kommen gemeinschaftliches Anschaffen und gemeinsames Nutzen von Land allen Beteiligten zu Gute. Gleiches gilt für Konzepte, die sich um die Themen Wissen und Bildung drehen. Gerade Open-Source-Software und kostenfrei zugängliche Bildung sorgt für mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und steigert die Zufriedenheit und die Produktivität der ganzen Gesellschaft.
Das entgeltliche Nutzen von Produkten wie beispielsweise der Verkauf gebrauchter Güter auf Second-Hand-Plattformen stellt eine umweltfreundliche Alternative zu neuen Produkten dar. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Firmen sich unter dem Deckmantel der Sharing Economy professionalisieren und soziale Konzepte für unlauteren Wettbewerb und das Mehren von Gewinn nutzen. Beispiele sind rechtswidrige Wohnungsvermietungen, die dem lokalen Wohnungsmarkt und lizenzierten Hotels schaden, und Fahrservices, die sich über die Regeln im Personentransport hinwegsetzen.
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