Greenwashing: So erkennen Sie für PR-Zwecke erfundene Umweltlabels
Nahezu alle großen Unternehmen setzen heutzutage auf grüne Umweltlabels. Die meisten sind jedoch nur für PR-Zwecke erfunden (Greenwashing). Woran Sie diese Scheinheiligkeit erkennen, erfahren Sie hier.
Grün ist gefragt! Sowohl Konsumenten als auch Produzenten fördern eine klimaneutrale und ressourcenschonende Wirtschaft. Doch Achtung! Nicht überall wo öko drauf steht, ist tatsächlich Nachhaltiges drin. Viele Unternehmen bemühen sich um einen grünen Anstrich, ohne ernsthafte Interessen an nachhaltigen Geschäftspraktiken zu verfolgen. Greenwashing heißt der Trend, auf den vor allem große Umweltsünder setzen, um Verbraucher bewusst in die Irre zu führen.
Was ist Greenwashing?
Im Gegensatz zur sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen ist Greenwashing ein bewusstes Täuschen der Verbraucher. Dazu gehören alle unfairen Maßnahmen von Firmen, ihren klimaschädlichen Geschäften ein grünes Image zu verleihen. Sprich, alle werberelevanten Bemühungen, die Verbrauchern und Anteilseignern eine nachhaltige Grundhaltung suggerieren, fallen in die Kategorie Greenwashing. Das Ziel: Unwesentliches Umweltengagement in der Öffentlichkeit so stark zu betonen, dass es von dem sonst umweltschädlichen Verhalten der Firma ablenkt.
Längst ist diese Praktik zum Alltag großer Unternehmen geworden. So wie der Fastfood-Riese McDonald’s, Europas größte CO2-Schleuder RWE und der Skandal-Konzern BP setzen nahezu alle Umweltsünder auf Greenwashing, um sich ein besseres Image zu verpassen. Sie erfinden dafür eigene Umweltlabels, wodurch Begriffe wie nachhaltig, öko und klimaneutral zunehmend an Bedeutung verlieren. Erfreulicherweise sind sie dabei nicht immer erfolgreich. Selbst Laien sind ab und zu in der Lage, die Scheinheiligkeit überzogener Werbeaktionen und falscher Kennzeichen zu erkennen.
Im Überblick: Daran erkennen Sie Greenwashing
• aufgeplusterte Sprache
• irreführende Bilder
• Fokus auf irrelevante Produkteigenschaften
• Widersprüche
• schmutzige Geschäftspraktiken
• Vergleiche zu umweltsündigen Konkurrenten
• unverständlicher Fachjargon
• eigene Labels
• fehlende Beweise
• offene Lügen
1. Aufgeplusterte Sprache
Greenwashing geht in der Regel mit einer aufgeplusterten Sprache einher. Entsprechend beinhalten solche Werbemaßnahmen Wörter und Ausdrücke ohne klare Bedeutung. Begriffe wie umweltfreundlich oder umweltschonend kommunizieren Unternehmen in aufdringlicher Art und Weise. Allerdings erfährt der Konsument dabei nicht, warum das Produkt angeblich so grün ist.
2. Irreführende Bilder
Grünwäscher setzen oft auf Bilder einer intakten Natur. Grüne Wiesen, blauer Himmel und bunte Blumen sind beliebt. Blöd nur, wenn diese Symbole nichts mit dem Produkt zu tun haben.
3. Fokus auf irrelevante Produkteigenschaften
Ein beliebter Trick: Unternehmen bewerben eine einzige und dazu noch unwesentliche Produkteigenschaft als umweltfreundlich. Alles andere bleibt aber verschwiegener Weise fragwürdig bis umweltschädlich. Vor allem in der Kosmetikindustrie ist diese Art von Greenwashing stark verbreitet. So gibt es eine Körperlotion mit Bio-Arganöl oder eine Pflegecreme mit Bio Aloe Vera, doch die anderen Bestandteile sind überwiegend unnatürlichen Ursprungs. Das ist nicht verboten. Verbraucher achten besser genau auf die Bezeichnung. Nur weil ein Bestandteil Bio ist, gilt das nicht zwingend für die restlichen Inhaltsstoffe.
4. Widersprüchliche Produkte
Wenn Unternehmen behaupten, schädliche Produkte seien umweltfreundlich, lässt sich hinter diesem Widerspruch zu Recht Greenwashing vermuten. Bekanntester Vertreter: umweltfreundliche Zigaretten.
5. Schmutzige Geschäftspraktiken
Ist ein Unternehmen bekannt für schmutzige Geschäftspraktiken, spricht viel dafür, dass seine Öko-Produkte nur grün gewaschen sind. Beispiel Textilindustrie: Ein Unternehmen, dass mit menschenunwürdigen Produktionsbedingungen in Südostasien auf sich aufmerksam macht, wird sicher keine nachhaltigen Produkte anbieten.
6. Bewusstes Abheben von der Konkurrenz
Stellt sich ein Unternehmen als umweltfreundlich im Vergleich zur restlichen Branche dar, schreit das stark nach Greenwashing. Wirklich nachhaltige Produkte wissen aus eigener Kraft zu überzeugen.
7. Unverständlicher Fachjargon
Häufig benutzen Greenwasher einen unverständlichen Fachjargon, um die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte zu bewerben. Solche Wörter und Informationen verstehen in der Regel nur Wissenschaftler – ein klares Indiz für Verbrauchertäuschung.
8. Eigene Labels
Der scheinheiligste Beweis von Greenwashing: falsche Umweltlabels. Sie erwecken den Anschein, von einer unabhängigen Instanz zu kommen. Der Umweltsünder hat sie aber selbst entworfen.
9. Fehlende Beweise
Greenwashing stützt sich häufig auf Aussagen, die nicht durch Fakten und Beweise zu belegen sind.
10. Falsche oder irrelevante Aussagen
Zu den häufigsten Lügen rund um grün gewaschene Produkte gehören ausgedachte Eigenschaften und erfundene Daten. Hinzu kommen oft Angaben, die irrelevant sind. Dazu gehören umweltschützende Maßnahmen, die ohnehin gesetzlich vorgeschrieben sind. So ist es heutzutage nicht nötig, Produkte mit der Aussage FCKW-frei zu bewerben.
Gefälschte Umweltlabels – Wie funktioniert das überhaupt?
Nachhaltige Verbraucher haben es nicht einfach bei der Wahl ihrer Produkte. Oft erstreckt sich die Wertschöpfungskette über viele Unternehmen und Länder, wobei der Konsument nicht in der Lage ist, jeden Zulieferer zu kontrollieren. Umweltlabels sorgen hier für Abhilfe. Doch längst ist das Kennzeichnen von grünen Produkten zu einem schmutzigen Geschäft geworden. Vor allem große Unternehmen schrecken nicht davor zurück, eigene Labels zu erfinden. Dafür rufen sie sogar dubiose Organisationen ins Leben, die solche Siegel vergeben. Letztendlich verbirgt sich dahinter aber der Umweltsünder selbst oder einer seiner Partner.
Die Glaubwürdigkeit solcher Labels ist somit nicht gegeben. Und wie ist das möglich? Ganz einfach: In der Textilbranche ist das Label Bio nicht rechtlich geschützt. Entsprechend ist jeder in der Lage, diese Bezeichnung frei zu interpretieren und zu verwenden. Ähnlich verhält es sich in anderen Branchen, sodass Grünwascher immer eine Möglichkeit für ihre Öko-Kennzeichnung finden. Doch auch die Siegel unabhängiger Instanzen halten oft nicht, was sie versprechen. Selbst hier hat die Greenwashing-Falle bereits zugeschlagen. Die Organisationen sind nicht mehr in der Lage, die Lieferkette vollständig zu kontrollieren. Verbraucher sind zudem überfordert, bei all den bestehenden Öko-Labels durchzublicken.
Die Folgen von Greenwashing
Einst standen Öko-Produkte für einen nachhaltigen Lebensstil und eine zukunftsfähige Entwicklung. Doch dank der aggressiven Greenwashing-Bemühungen großer Unternehmen, ist die gesamte grüne Industrie in Kritik geraten. Verbraucher fühlen sich zu Recht getäuscht und haben das Vertrauen in grüne Produkte verloren. Viel schlimmer: Die Glaubwürdigkeit der Unternehmen steht auf dem Spiel. Zum Teil greifen Umweltsünder für ihr Greenwashing sogar zu kriminellen Methoden.
Und so geht es richtig: Kriterien für glaubwürdige Umweltkommunikation
Vertrauenswürdige Umweltkommunikation lässt sich bei genauer Betrachtung ebenfalls erkennen. Im Gegensatz zum Greenwashing zeichnet sie sich durch folgende Eigenschaften aus:
• Transparenz
• wahre und präzise Aussagen
• nachprüfbare Methoden
• relevante Informationen
• keine generellen Aussagen
• keine erfundenen oder falschen Kennzeichen
Fazit
Aufgrund der immens gestiegenen Nachfrage an grünen Produkten ist Greenwashing zu einer gängigen PR-Methode großer Umweltsünder geworden. Sie versuchen sich durch bewusste Täuschung ein grünes Image zu verschaffen beziehungsweise ihren Produkten einen grünen Anstrich zu verleihen. Dafür setzen sie auf eigene Öko-Siegel, lügenhafte Aussagen sowie irreführende Sprache und Bilder, die bei genauerem Hinsehen meist gut zu erkennen sind. Außerdem sprechen ein sonst negatives Auftreten einer Firma sowie fehlende Beweise für Greenwashing.
Linktipps zum Thema:
- Magazin-Kategorie: Vereine
- ARD Mittags-Magazin: Greenwashing im Trend – Öko-Werbung oder Verbrauchertäuschung?
- Greenwashing: Unternehmen-Beispiel
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