Heizen mit Öl: Alles was Sie wissen müssen
Jahrelang hatte die Ölheizung mit Image- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Sie galt für viele als Auslaufmodell. Umso mehr überrascht nun ihr Comeback. Ist die Ölheizung besser als ihr Ruf?
So steht es um die Ölheizung
In Dänemark dürfen schon seit 2013 keine Öl- oder Gasheizungen mehr in einem Neubau installiert werden. Mit diesem radikalen Schritt sind die Nachbarn im Norden Vorreiter in Europa. Dänemarks Politik sieht hier keinerlei Alternative, um ehrgeizig gesetzte Klimaziele wirklich erreichen zu können. Ähnlich ambitioniert will auch Deutschlands Regierung dem Klimawandel entgegentreten. Fossile Brennstoffe wie Öl, die bei ihrer Verwertung klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) entstehen lassen, sollen dafür Stück für Stück durch neue, regenerative Energien ersetzt werden. Allerdings verzichtet der Gesetzgeber hierzulande dabei auf Verbote wie in Dänemark und plant diese (Stand 2017) auch nicht für die nahe Zukunft.
Einzig die Besitzer alter Heizkessel – für Öl oder Gas – sind seit 2015 per Energieeinsparverordnung (EnEV) angehalten, die Technik zu modernisieren, wenn die Geräte schon vor 1985 in Betrieb waren. Dabei steht es jedem Eigentümer frei, ob er weiterhin auf eine der ältesten Heizungsarten überhaupt setzen will. Nach Holz oder Kohle hat kein Brennstoff eine so lange Tradition beim Heizen wie das Öl. Die jüngste Entwicklung deutet darauf hin, dass sich daran in Deutschland auch so schnell nichts ändern wird.
Zwar gehen die Marktanteile der Ölheizung mit Brenner seit Ende der 1990er Jahre kontinuierlich zurück – parallel dazu erlebt jedoch eine andere Technologie der Ölheizung seit Jahren ihren Aufschwung: die Brennwerttechnik. Zuletzt verkauften sich diese Anlagen sogar deutlich erfolgreicher als Wärmepumpenheizungen oder alternative Biomasse-Heizungen, die Holz oder Pellets nutzen. Wie kam es zu dieser bemerkenswerten Trendwende?
Ölheizung mit Brennwerttechnik
Bei einem Brennstoff wie Öl muss zwischen seinem Heizwert und dem Brennwert unterschieden werden. Der Heizwert bezeichnet den Energiegehalt, den ein Stoff ausschließlich durch seine Verbrennung liefert. Bei jeder Verbrennung entsteht aber auch heißes Rauchgas mit einem hohen Anteil Wasserdampf, dessen Kondensationswärme moderne Heizungen parallel zum eigentlichen Brennstoff ebenfalls nutzen. Die Summe beider Energien ergibt dann den Brennwert. Die entsprechende Technologie dazu wird als Brennwerttechnik bezeichnet.
Eine alte Ölheizung mit konstant heizendem Kessel – einem sogenannten Niedertemperaturkessel – lässt die Möglichkeiten der Energiegewinnung durch Kondensation weitgehend ungenutzt. Stattdessen wird der heiße Rauch über den Schornstein einfach abgegeben. Das macht diesen Typ der Ölheizung sehr ineffizient. Auch die Schadstoffbelastung der Umwelt fällt hoch aus.
Bei der Brennwerttechnik ändert sich diese schlechte Bilanz zum Positiven. Auch die Schadstoffemissionen einer Ölheizung reduzieren sich mit diesem Prinzip erheblich. Obwohl dieses Verfahren bereits länger erprobt und bewährt ist, hat es sich zunächst nur schleppend bei den Ölheizungen verbreitet. Gasheizungen arbeiten dagegen schon viel länger mit moderner Brennwerttechnik.
Sämtliche Heizungshersteller vernachlässigten über viele Jahre die Ölheizung in der Weiterentwicklung. Dafür gibt es mehrere Gründe. Gas bietet erstens einen leicht höheren Heiz- und Brennwert als Öl. Damit empfiehlt es sich eher als effizienter Brennstoff. Zweitens braucht eine Gasheizung oder Gastherme weniger Platz als eine Ölheizung. Diese muss zwanghaft immer einen Tank in der Nähe haben, während sonst ein Anschluss an das Gasnetz genügt. Drittens sorgte der hohe Ölpreis dafür, dass selbst die Hersteller bis vor wenigen Jahren nicht wirklich an eine Zukunft für die Ölheizung glaubten.
Ölheizung wieder stark gefragt
Doch dann änderte sich die Situation oder besser gesagt ein entscheidender Faktor komplett: der Heizölpreis. Zwischen 2012 und 2017 hat er sich nahezu halbiert und machte das Heizen mit Öl immer günstiger. Gerade beim Austausch älterer Anlagen war ein Verbleib bei der Ölheizung für die meisten Eigentümer dadurch nahezu eine Selbstverständlichkeit. Die notwendige Infrastruktur wie Tanks und der Platz dafür waren ja ohnehin bereits vorhanden.
Aber auch bei einem Neubau entscheiden sich wieder viele Eigentümer für eine Ölheizung mit Brennwerttechnik. Das wichtigste Argument dafür ist sicherlich die weitreichende Unabhängigkeit, die Sie hier als Energieverbraucher genießen. Sie können Ihren Heizöltank immer dann füllen, wenn das Preisniveau gerade niedrig ist. Mit dem vollen Tank kommen Sie dann mindestens durch den nächsten Winter. Bei einem Gasanschluss müssen Sie dagegen laufend Brennstoff abnehmen und entsprechend auch die möglicherweise aktuell hohen Preise bezahlen. Zwar existiert auch hier grundsätzlich die Option zur Installation eigener Tanks, aber höhere Sicherheitsauflagen als bei Öltanks verkomplizieren und verteuern diese deutlich.
Natürlich gibt es keine Gewähr, dass der Ölpreis langfristig auf dem niedrigen Niveau der letzten Jahre verharrt. Es ist im Gegenteil sogar von kurzfristigen oder auch dauerhaften Preisbewegungen nach oben auszugehen. Der Ölpreis reagiert äußerst anfällig auf politische Krisen, vor allem im Nahen Osten. Durch einen isolierten Konflikt dort wäre in Deutschland aber keineswegs gleich die Ölversorgung gefährdet. Einerseits sind eingelagerte Reserven vorhanden, andererseits gibt es keinerlei Abhängigkeiten von einem kleinen Lieferantenkreis. Deutschland importiert sein Öl aus rund 30 Nationen.
Oft sind Rohstoffe aber auch Spekulationsobjekte und verteuern sich mitunter rapide. Ein Preisanstieg ausschließlich bedingt durch die schwindende Ressource Öl ist dagegen in naher Zukunft nicht zu erwarten. Die Mineralölwirtschaft selbst beziffert, dass bisher erst rund ein Drittel des weltweit vorhandenen Erdöls verbraucht wurde. Das zweite Drittel ist derzeit erschlossen und wird genutzt. Ein letztes Drittel könnte danach zusätzlich – wenn auch unter größeren Anstrengungen – gewonnen werden.
Die Ölheizung und die Umwelt
Im Verbrauch schlägt eine neue Ölheizung mit Brennwerttechnik ihre Vorgänger mit Einsparungen von bis zu 30 Prozent. Kombinieren Sie die Anlage mit Solarthermie, wächst das Einsparpotenzial sogar noch weiter und Sie tragen aktiv zur Energiewende bei. Den geringeren Verbrauch spüren Sie natürlich direkt bei Ihren Heizkosten oder generell den Nebenkosten einer Immobilie. Gleichzeitig profitiert von diesem Minderverbrauch die Umwelt.
Weniger Verbrauch senkt die ohnehin schon verringerte Schadstoffbelastung der Umwelt durch die neue Ölheizung weiter. Ansonsten bewegt sich eine aktuelle Ölheizung beim CO2-Ausstoß etwa auf dem Niveau einer Gasheizung – sie liegt vielleicht etwas darüber. Nur beschränken sich die Emissionen einer Heizung nicht ausschließlich auf Kohlendioxid. Es kommen immer noch weitere Schadstoffe wie Stickoxide oder auch Feinstaub hinzu. Hier wiederum kann die Ölheizung mit deutlich niedrigeren Schadstoffwerten selbst die oft für ihre Umweltfreundlichkeit gepriesene Pellet-Heizung hinter sich lassen.
Außerdem wurde parallel zur umweltfreundlicheren Heiztechnik auch der Brennstoff selbst weiterentwickelt. Das umweltschädlichere Standard-Heizöl ist längst flächendeckend von schwefelarmem Heizöl verdrängt worden. Mit seiner sauberen Verbrennung trägt es zur ausgewogenen Umweltbilanz moderner Ölheizungen bei. Selbst überschüssiges Kondensat kann bedenkenlos in die Abwasserleitung geführt werden und bedarf keiner besonderen Neutralisierung mehr.
Fazit
Unter dem Strich ist eine Ölheizung also keineswegs ein Relikt vergangener Zeiten. Als moderne Variante mit Brennwerttechnik liegt sie mit anderen Heizungstypen in Sachen Verbrauch oder Umweltverträglichkeit etwa gleichauf. Letztlich hat jeder dieser Typen gewisse Vor- und Nachteile, die Sie individuell abwägen müssen, bevor Sie sich für die eine oder andere Heizung entscheiden.
Diese Entscheidung betrifft längst nicht nur die Eigentümer ganzer Gebäude. Auch als Etagenheizung kann eine Ölheizung funktionieren. Dabei hat sie überhaupt nichts mehr gemein mit den von früher bekannten Ölöfen, sondern bietet einen ähnlichen Komfort wie eine Ölzentralheizung.
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