Homöopathie vs. Schulmedizin – zwei unvereinbare Konzepte?
Homöopathie gehört zu den Naturheilverfahren. Trotz ihrer umstrittenen Wirkung hat sie viele Anhänger. Lassen sich Homöopathie und Schulmedizin vereinbaren oder handelt es sich um unüberwindliche Gegensätze?
Was ist Homöopathie?
Die Homöopathie ist auf den deutschen Apotheker Samuel Hahnemann zurückzuführen. Er entdeckte damals durch einen Selbstversuch das Ähnlichkeits-Prinzip. Aber schon Hippokrates und Paracelsus zeigten in ihren Schriften Ansätze dieses Prinzips. „Similia similibus curentur“ bedeutet, dass Ähnliches heilt. Samuel Hahnemann stellte fest, dass Chinarinde bei ihm die gleichen Symptome auslöste wie die gefürchtete Malaria. In einer sehr geringen Dosis einem Kranken gegeben, verschlimmerten sich dessen Symptome für eine kurze Zeit, dann trat die gewünschte Heilung ein. Diese sogenannte Erstverschlimmerung sehen Therapeuten heute als Zeichen der beginnenden Heilung.
So testete Samuel Hahnemann viele verschiedene Mittel, dokumentierte seine Tests und begründete auf diese Weise die Homöopathie, der er auch ihren Namen gab. Bereits im Jahr 1810 veröffentlichte er das „Organum der Heilkunst“, das im Prinzip heute noch Gültigkeit hat, aber unter Kritikern der Homöopathie umstritten ist. Dabei richtet sich die Kritik häufig gegen die Tatsache, dass in der homöopathischen Arznei durch das Verschütteln ab der Potenz D4 beziehungsweise C2 kein Wirkstoff mehr nachzuweisen ist. Somit ist sie möglicherweise allenfalls in der Lage, einen Placebo-Effekt auszulösen. Anhänger der Homöopathie sind dagegen der Meinung, dass hochpotenzierte Mittel eine stärkere Wirkung haben als die niedrig potenzierten und damit milden Mittel.
Wie lassen sich homöopathische Arzneimittel herstellen?
Ein wichtiges Merkmal der homöopathischen Arzneimittel ist das Verschütteln. Hierbei mischt der Therapeut die wirksame Substanz in einem bestimmten Verhältnis schrittweise mit Alkohol oder Wasser und verschüttelt diese (mit einer festgelegten Anzahl von Stößen). Bei den sogenannten D-Potenzen (Dezimalpotenzen), die häufig Verwendung finden, erfolgt das Verschütteln in Zehnerschritten (1:10). Es ist erforderlich, einen Teil der Urtinktur (100% Wirkstoff) mit neun Teilen der Verdünnung (Wasser oder Alkohol) zehnmal zu verschütteln. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals, indem der Homöopath einen Teil der gerade hergestellten Mischung mit neun Teilen der Verdünnung verschüttelt. Die Anzahl der Verschüttelungen geben der Potenz ihren Namen. Die Potenz D3 ist demnach dreimal verschüttelt, die Potenz D5 fünfmal. Bei den C-Potenzen mischt der Therapeut für das Verdünnen einen Teil der Ausgangssubstanz mit 99 Teilen der Verdünnung (1:100). Hat er die Mischung mit Alkohol vorgenommen, dann ist das Arzneimittel nach dem Verschütteln fertig für die Einnahmen. Beim Verschütteln mit Wasser ist es nötig, die Arznei auf sogenannte Globuli aufzubringen. Globuli sind kleine Streukügelchen, die meist aus Zucker bestehen.
Was ist Schulmedizin?
Die Schulmedizin arbeitet nach dem Prinzip Ursache-Wirkung, wobei die Wirkung im besten Fall wissenschaftlich nachweisbar ist. Sie ist in erster Linie krankheitsorientiert, während sich die Homöopathie am Menschen orientiert. Der Begriff „Schulmedizin“ leitet sich von „an der Schule gelehrt“ her. Er macht deutlich, dass Dozenten diese akademische Medizin an medizinischen Hochschulen oder Universitäten streng nach wissenschaftlichen Grundsätzen lehren.
Wo liegen die Unterschiede zwischen Schulmedizin und Homöopathie?
Die Schulmedizin hat das Ziel, die einzelne Krankheit oder mehrere bestehende Krankheiten zu beseitigen, die Homöopathie hingegen beabsichtigt, den ganzen Menschen gesund zu machen. Sie gilt als ganzheitlich und ist bestrebt, die Selbstheilungskräfte des Menschen anzuregen, das innere Gleichgewicht wieder herzustellen oder Gesundheitsstörungen vorzubeugen. Ganzheitlich bedeutet, den Menschen als Ganzes zu sehen: Körper, Geist und Seele. Die Krankheit ist kein Defekt eines Organs, sondern betrifft immer den ganzen Menschen. Darum ist es auch erforderlich, den ganzen Menschen zu behandeln, wenn eine Krankheit oder besser gesagt ein Ungleichgewicht auftritt.
In der Schulmedizin geht ein kranker Mensch zum Arzt und schildert seine Beschwerden. Der Arzt stellt eine Diagnose und behandelt die festgestellte Krankheit. Im Idealfall ist der Patient nach einiger Zeit wieder gesund. Eine bestimmte Krankheit, beispielsweise einen grippalen Infekt, behandeln Schulmediziner bei jedem Patienten gleich, alle Menschen bekommen also die gleiche Medizin. Anders funktioniert das in der Homöopathie.
Bevor ein Homöopath ein Mittel verschreibt oder verabreicht, erhebt er eine genaue Anamnese. Er erfragt alle Symptome des Patienten und die Begleitumstände. Wichtig ist, unter welchen Bedingungen sich die Beschwerden bessern oder verschlimmern. Wie wirkt sich Kälte oder Wärme aus? Sind die Beschwerden nachts oder tagsüber schlimmer? Die wichtigsten Symptome nennen sich Leitsymptome. Diese bestimmen in der Regel, welches Mittel einzusetzen ist. Dazu ist es wichtig, dass der Homöopath die einzelnen Mittel genau kennt, denn er verordnet die homöopathische Arznei, die am besten den Leitsymptomen entspricht. Zum Nachschlagen stehen Repertorien oder die sogenannte Materia medica, die homöopathische Arzneimittellehre, zur Verfügung. Eine Krankheit, wie der schon genannte grippale Infekt, äußert sich bei jedem Menschen anders. So hat der eine Patient starken Schnupfen und Kopfschmerzen, ein anderer dagegen hohes Fieber und Schüttelfrost. Darum bekommt jeder Kranke seine individuelle Arznei, obwohl beide „nur“ einen grippalen Infekt haben.
Ist es ratsam, Homöopathie und Schulmedizin zu kombinieren?
Die Homöopathie lässt sich hervorragend mit der Schulmedizin kombinieren. So haben Sie die Möglichkeit, diese bei leichten Beschwerden als alleinige Behandlung einzusetzen. Oder aber Sie mildern die Symptome einer ausgeprägten Krankheit, während Sie zum Bekämpfen dieser schulmedizinische Mittel einsetzen. Viele führen die Homöopathie in diesen Fällen als Selbstbehandlung durch, das heißt, der Patient sucht sich selbst das passende homöopathische Mittel. Dieses nimmt er zusätzlich zu der vom Arzt verordneten Medizin. Dies funktioniert allerdings nur dann gut, wenn Sie sich auch wirklich mit der Homöopathie auskennen.
Inzwischen gibt es viele Ärzte, die ihre Patienten auch homöopathisch behandeln. Sie sind teilweise im Zentralverein homöopathischer Ärzte organisiert. Für die Patienten ist diese Kombination ideal. Denn so ist der behandelnde Arzt in der Lage, je nach Art und Schwere der Krankheit die am besten passende Therapieform auszuwählen. Leider gibt es nicht überall Schulmediziner mit einer homöopathischen Zusatzausbildung. Viele Patienten sind noch gezwungen, sich zwischen der Behandlung durch einen Arzt oder der Therapie beim Heilpraktiker zu entscheiden. Seit dem Beginn der 1990er-Jahre lehren Dozenten die Homöopathie auch an Universitäten, was die zunehmende Anerkennung dieser Fachrichtung deutlich macht.
Fazit
Die Homöopathie lässt sich gut mit der Schulmedizin vereinbaren und ergänzt eine Behandlung unter Umständen auf optimale Weise. Allerdings hat sie ihre Grenzen bei schweren Erkrankungen oder, wenn eine Operation anzeigt ist. Ein guter Therapeut erkennt diese und bietet keine homöopathische Behandlung an. Der Idealfall für viele Patienten ist eine Kombination beider Heilverfahren durch einen homöopathisch ausgebildeten Arzt.
Linktipps zum Thema:
- http://www.kennstdueinen.de/branche-alternative-behandlungsmethoden-220.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%B6opathie
- http://www.lifeline.de/therapien/homoeopathie/
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