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Micro-Abenteuer – Erlebnisse für Feierabend und Freizeit, jenseits von Alltag und Routine

Der Mensch braucht Höhepunkte im Leben, Erlebnisse, die aus dem gewohnten Alltag herausleuchten. Das müssen nicht unbedingt große Reisen oder aufwändig organisierte Feste sein.



Raus aus dem Alltag

Kleine Fluchten aus dem geregelten Alltag machen den Kopf frei und die Seele weit. Sie ermöglichen neue Erfahrungen, hinterlassen schöne Erinnerungen und sie machen fit für neue oder schwierige Aufgaben. Ein durchaus positiver Gleichklang im Vorüberziehen der Tage mit ihren angenehmen Gewohnheiten, Ritualen und immer wiederkehrenden Abläufen, gibt uns zwar Sicherheit, fördert aber auch Trägheit, Gleichgültigkeit und Mittelmaß. Wie schon der alte Goethe gesagt haben soll: „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen“. Ihnen fehlen die Kontraste, das Besondere, das dem Leben Würze gibt. Bei Micro-Abenteuern geht es um dieses Besondere, das oft direkt vor der Haustür liegt und im Alltagstrott meistens nicht wahrgenommen wird.



Alastair Humphreys, der Urheber des Trends Micro-Adventure

Der Begründer dieses Trends, der auf die alte und wieder neue Erkenntnis vom Wert eines Perspektivwechsels im normalen Dasein setzt, ist der britische Abenteurer, Autor, Blogger und Motivationstrainer Alastair Humphreys. Humphreys selbst ist in vier Jahren um die Welt geradelt, er nahm am „Marathon des Sables“ quer durch die Sahara teil und wanderte quer durch Indien und über die Gletscher von Island, immer auch zugunsten eines wohltätigen Zwecks. Seine internationale Bekanntheit aber beruht auf seinem „Jahr der Micro-Abenteuer“ 2011, einem Jahr, in dem er seine nähere Heimat nicht verlassen hat. Sein Anliegen war, Abenteuer den Mythos und den elitären Touch zu nehmen. Er wollte zeigen, dass es eben nicht nötig ist, ein perfekt ausgerüsteter junger Super-Sportler zu sein, rund um den Erdball in ferne Länder zu fliegen und viel Geld zu haben, um echte Abenteuer erleben zu können.

Sein erstes Micro-Abenteuer-Projekt war eine Wanderung im Winter ‒ entlang der hässlichsten, unbeliebtesten und am meisten befahrenen Autobahn rund um London. Humphreys startete dazu direkt vor seiner Haustür. Auf dieser Wanderung machte er die Erfahrung, dass auch dieser Micro-Trip ihm all das geben konnte, was er an seinen großen Abenteuern geschätzt hatte: Körperliche Herausforderung, Kälte, überraschende Entdeckungen und neue Eindrücke sowie Gespräche mit Menschen, denen er sonst nie begegnet wäre. Nachdem er seine Erfahrungen in den sozialen Medien gepostet hatte und sehr viel Zuspruch erhielt, beschloss er weiterzumachen, seine Idee und seine Begeisterung zu teilen. Um andere zu ermutigen und zu inspirieren, produzierte er vierminütige Videos, in denen er von seinen Abenteuern berichtete. 2012 wurde Alastair Humphreys für sein „Year of Microadventure“ von der Zeitschrift National Geographic zum Abenteurer des Jahres gekürt, 2014 erschien sein Buch zum Thema.

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Micro Abenteuer, die Humphrey in seiner Serie zum Einstieg empfiehlt

  • Sich zu einem 5- bis 10-Kilometerlauf anmelden
  • An einem Wochenende mit Freunden rausfahren, einen Berg erklimmen, ein Pub am Weg aufsuchen, einfach raus aus der Routine kommen
  • Five to nine – die 16 Stunden zwischen den Arbeitszeiten von nine to five für etwas gänzlich Ungewohntes nutzen. Mit dem Zug rausfahren, einen Berg erwandern, oben schlafen, aufwachen, in den See springen, zurück in den Zug und pünktlich um 9 auf der Arbeit sein oder mit dem Rad rausfahren, am Fluss übernachten und morgens wieder zurück



Micro Abenteuer sind für jeden möglich

Du wohnst weit entfernt vom Meer? Kein Berg in der Nähe? Du besitzest keine Outdoor-Ausrüstung und –Kleidung? Du musst deine Kinder, die Katze, deinen Partner betreuen? Du hast keine Idee? Das alles sind keine Gründe, wegen denen du darauf verzichten musst, mal abzuschalten, die Natur wahrzunehmen, dir eine kleine Auszeit zu gönnen. Natürlich sind Schlafsack und Liegematte sinnvoll, wenn man draußen schlafen will. Auch feste Schuhe, eine regendichte Jacke oder einen Umhang und einen guten Schirm benötigst du meistens für eine längere Wanderung im Herbst. Doch es muss ja nicht alles auf einmal sein. Um mit Alastair Humphreys zu sprechen: „Start small“ – fang klein an.

Alles, was dir normalerweise nie in den Sinn käme, was dich vielleicht sogar ein wenig Überwindung kostet, ist eine kleine Herausforderung, die zum Abenteuer werden kann. Vieles macht zu zweit oder mit mehreren noch mehr Spaß!

 Verlasse deine ausgetretenen Pfade. Beginne einfach am nächsten Wochenende. Schau mal im Stadtplan nach Ecken, an denen du noch nie warst. Du wirst staunen!

Fahre von der nächsten Haltestelle aus mit dem Bus oder der S-Bahn bis zur Endhaltestelle. Erkunde dort die Umgebung. Oder fahre ein Stück raus und wandere dann zurück. Mach eine Fotosafari in einer beliebigen Straße deiner Stadt. Fotografiere Details und Übersichten, frage Leute, ob du sie fotografieren darfst. Packe kleine Spielfiguren und einen Fotoapparat ein, radele allein oder mit den Kindern zur nächsten Grünanlage und mach „Land-Art“. Stelle dir vor, das, was du vorfindest sei eine Zwergenwelt und fotografiere die Figuren darin. Mach mit beim Geocaching. Mach mal eine Nachtwanderung, ein Lagerfeuer im Garten oder an einem öffentlichen Grillplatz. Nimm an einer Stadtrundfahrt oder einer Führung bei der Touristen-Information deiner Stadt teil.

Wann hast du zum letzten Mal das touristische Highlight deiner Gegend besucht? Fahre mit dem Länderticket der Bahn ein Wochenende lang dorthin, wo es sich gerade ergibt. Übernachte auf deinem Balkon oder im Garten, lausche den nächtlichen Geräuschen, erlebe die Sterne und den Sonnenaufgang. Humphreys hat unter http://www.alastairhumphreys.com/wp-content/uploads/2014/12/microadventure-calendar-1600×1131.jpg einen schönen Kalender (in Englisch) veröffentlicht, in dem er die Highlights einer Outdoor-Übernachtung für jeden Monat des Jahres beschreibt, zum Beispiel die kürzeste Nacht des Jahres am 21. Juni oder die Sternschnuppen-Nacht am 12./13. August.





Micro Abenteuer für Fortgeschrittene und Outdoor-Fans

  • Falls du beispielsweise täglich 15, 30 oder 50 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto zur Arbeit pendelst: Geh am Wochenende mal zu Fuß dort hin oder fahre mit dem Rad. Übernachte zwischendurch in einem Gasthaus unterwegs oder am Ziel.
  • Wandere auf örtlichen Wanderwegen in der Nähe deiner Stadt und übernachte am Waldrand (Zelt möglicherweise nicht gestattet, ein Biwaksack ist unauffälliger).
  • Laufe im Sommer so lange, bis du einen Platz findest, an dem du auch ohne Zelt übernachten kannst.
  • Suche einen Fluss in deiner Nähe, in dem du schwimmen kannst, wandere oder radele hin und zelte am Ufer (Übernachtung s. o.).
  • Miete ein Kanu und fahre zwei Tage flussabwärts, übernachte unterwegs. Oder umrunde einen großen See.
  • Starte im Winter mit Schneeschuhen und Stirnlampe zu einer Nachtwanderung.

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Fazit

Eins, zwei, drei oder mehr Mikroadventures im Jahr kann eigentlich jeder gebrauchen. Die Anforderungen kann sich jede selbst wählen. Es kommt lediglich darauf an, einmal die gewohnten Bahnen zu verlassen und etwas Neues zu wagen. Für einige Outdoorabenteuer sind zwar ein paar Ausrüstungsgegenstände erforderlich. Dennoch gibt es keinen Grund, nicht gleich zu beginnen ‒ einfach das nötigste packen, um warm und trocken zu bleiben und los geht‘s. Das Abenteuer wartet vor der Haustür auf dich.

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