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Psychiatrische Tageskliniken – sanft in den Alltag zurückfinden

Wenn psychische Erkrankungen den Alltag belasten, helfen Tageskliniken vielen Patienten mit einer lebensnahen Therapie. Die teilstationäre Behandlung begleitet die Betroffenen zurück in ein aktives Leben.

Gemeindenahe Versorgung

Die Gesellschaft bestimmt durch Normen, Werte und Gesetze, wann ein Mensch als psychisch krank einzustufen ist, wann er aus der Norm fällt. Die Ursachen und Symptome solcher Krankheitsbilder sind vielfältig. Die Behandlung psychisch kranker Menschen erfolgt meist über verschiedene therapeutische Ansätze, die erst über einen längeren Zeitraum zu einer Besserung führen. Der Umgang einer Gesellschaft mit ihren Kranken wirkt sich auf deren Krankheit, ihren sozialen Status und die Lebensqualität der Patienten aus.

Denn auch sie sind Teil der Gesellschaft und das Ziel einer jeden Behandlung ist, den Alltag selbstbestimmt und aktiv zu gestalten. Vor diesem Hintergrund entwickelten Mediziner in Deutschland das Konzept der gemeindenahen Versorgung. Während psychiatrische Kliniken die Patienten früher weitgehend von der Außenwelt abschirmten, geht es heute darum, die Menschen nach Möglichkeit in ihrem sozialen Umfeld zu belassen. So lassen sich Folgeschäden durch unnötige Krankenhausaufenthalte vermeiden und dem Ausgrenzen der Erkrankten entgegenwirken. Das Umsetzen dieses Konzepts hängt stark von den sozialen Strukturen einer Gemeinde ab. Neben genügend Fachkräften benötigt das Realisieren der gemeindenahen Versorgung ehrenamtliche Helfer und engagierte Angehörige.

Ist beabsichtigt, dass die Patienten weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung leben, gilt es, eine ganzheitliche Versorgung zu gewährleisten. Ansonsten führt das Konzept womöglich zu einer weiteren Isolation der Erkrankten, was ihren Zustand weiter verschlechtert. Viele Krankheitsbilder stellen die Betroffenen zudem vor zu große Hürden, den Alltag selbständig zu bewältigen. Hier sind intensive, ganztägige Hilfestellungen unabdingbar. Ziel ist, die Patienten weder zu bevormunden, noch mit ihren Problemen alleine zu lassen.

Tageskliniken für eine lebensnahe Therapie

So viel Unterstützung wie nötig, so wenig Hilfe wie möglich. Das ist das Motto moderner Therapieangebote. Eine psychiatrische Tagesklinik bietet intensive Behandlungsmöglichkeiten, ohne dass die Patienten gezwungen sind, ihre vertraute Umgebung zu verlassen. So bleiben die Erkrankten innerhalb ihrer sozialen Bindungen und nehmen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teil. In den Tageskliniken behandeln Therapeuten psychisch Kranke während der Woche nach einem festen Therapieplan. Abends, nachts und am Wochenende sind sie zu Hause.

So bleiben die Patienten in engem Kontakt zu ihrem persönlichen Umfeld und ihre Rückkehr in ein komplett selbstbestimmtes Leben verläuft sanft ohne den gefürchteten Entlassungsschock. Das teilstationäre Behandeln ermöglicht es den Betroffenen zudem, in angemessenen Schritten ins Berufsleben zurückzukehren. Eine besondere Form der teilstationären Versorgung sind Nachtkliniken. Hier erhalten Patienten einen geschützten Raum für die Nacht, während sie tagsüber ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Viel stärker als die stationäre Behandlung beziehen teilstationäre Konzepte das gesamte Umfeld in die Therapie mit ein. Der familiäre oder sogar berufliche Alltag stellt die therapeutischen Fortschritte direkt auf die Probe.

Therapeut und Patient erkennen somit zeitnah mögliche Fehlentwicklungen und haben die Möglichkeit, diesen sofort entgegenzuwirken. Meist sind die Therapieprogramme in der teilstationären Behandlung dementsprechend ausgerichtet. Neben psycho- und soziotherapeutischen Einheiten kommen häufig noch Bewegungs- und Arbeitstherapie hinzu. In manchen Tageskliniken gibt es ergotherapeutische Schwerpunkte, die ganzheitlich die Ressourcen der Erkrankten mobilisieren. Viele psychiatrische Kliniken bieten inzwischen neben ihrer stationären Behandlung auch teilstationäre Behandlungskonzepte an. Die betroffenen Patienten kommen dann täglich auf Station, schlafen aber zu Hause.

Für welche Patienten eine Tagesklinik sinnvoll ist

Das Konzept der psychiatrischen Tageskliniken bedeutet für die Betroffenen einen höheren Grad an Eigenverantwortung als bei stationären Konzepten. Patienten ist es nicht nur erlaubt, sondern sie sind bei dieser Behandlungsart gezwungen, grundsätzlich Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. In manchen Fällen ist somit eine vollstationäre Therapie sinnvoll. Für andere Patienten hingegen ist auch eine ambulante Therapie ausreichend. Allgemeinpsychiatrische Tageskliniken sind besonders geeignet für Menschen, deren Krankheitsbild eng mit ihrem Alltag in Verbindung steht.

Angsterkrankungen, Depressionen und Essstörungen fallen beispielsweise darunter. So verschafft eine stationäre Behandlung Angstpatienten zwar zunächst eine vielleicht notwendige Erleichterung. Letztlich ist es aber wichtig, dass sie lernen, ihre Ängste im Alltag zu kontrollieren. Patienten mit depressiven Erkrankungen, die nicht suizidgefährdet sind, erleben ebenfalls bessere Therapieerfolge, wenn sie weiterhin in ihrem sozialen Umfeld verbleiben. Ähnliches gilt für Menschen mit Essstörungen, die neue Strategien für ihr Leben und eine andere Sichtweise auf sich selbst suchen. Für Patienten, die kleine Kinder betreuen, ist die Tagesklinik ebenfalls eine sinnvolle Alternative zum stationären Aufenthalt.

At the psychotherapist

Heute gibt es verschiedene Modelle

Inzwischen hat sich die Kliniklandschaft auch bei den Tageskliniken ausdifferenziert. Verschiedene Angebote richten sich an Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern. Experten gehen davon aus, dass für rund 40 Prozent der stationär behandelten Patienten eine Tagesklinik in Frage kommt. Unabdingbare Voraussetzungen für die Behandlung in einer Tagesklinik sind: eine entsprechende Einrichtung im Umkreis von maximal einer Stunde und eine hohe Motivation auf Seiten des Patienten. Viele allgemeinpsychiatrische Tageskliniken bieten daher keine Plätze für Suchtkranke, Schizophrenie-Patienten oder an Demenz-Erkrankte an.

Genauso brauchen Patienten, die sich in einer akuten Krise befinden, womöglich den Schutz einer stationären Unterbringung. Tageskliniken, die an eine psychiatrische Klinik oder eine Uni-Klinik Anschluss haben, nehmen in der Regel auch Patienten mit schwerwiegenderen oder risikobehafteten Krankheitsbildern auf. Das ergibt sich aus den vielfältigeren Möglichkeiten, über die diese Kliniken im Gegensatz zu kleineren Einrichtungen verfügen. Lediglich Suchterkrankte mit einem aktuellen Substanzgebrauch oder Patienten mit Verwirrtheitszuständen kommen meist auch hier nicht unter. Das liegt im Konzept begründet.

Für Menschen während eines Entzugs ist es eine zu große Belastung, abends auf sich selbst gestellt zu sein. Patienten mit Verwirrtheitszuständen sind wiederum oftmals nicht in der Lage, täglich selbständig und aus eigener Motivation die Einrichtung aufzusuchen. Das ist aber ein wesentlicher Aspekt der Idee einer Tagesklinik. Daneben gibt es inzwischen auch sehr ausdifferenzierte und spezialisierte Tageskliniken, die sich an die Bedürfnisse von Suchterkrankten oder Demenzpatienten anpassen. Diese Tageskliniken richten sich dann meist auch nur an eine Patientengruppe.

Übliche Behandlungsdauer

Je nach Krankheitsbild ist eine psychiatrische Behandlung von unterschiedlicher Dauer. Manche Patienten sind bereits nach wenigen Sitzungen wieder in der Lage, ihren Alltag selbst zu gestalten. Andere sind womöglich ihr Leben lang auf unterschiedliche Unterstützungsangebote angewiesen. Tageskliniken, die sich als Übergangsstationen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung etablierten, geben die durchschnittliche Behandlungsdauer mit sechs bis acht Wochen an. Oft reichen in einem solchen Übergangsstadium auch schon drei Wochen aus. Ambulante Patienten, die wegen einer Krisensituation eine teilstationäre Behandlung in Anspruch nehmen, sind im Durchschnitt nach vier bis fünf Wochen stabilisiert.

Der Tagesablauf

Bei den meisten Therapien ist ein strukturierter Tagesablauf ein zentrales Element. So richten sich auch die Tageskliniken nach den üblichen Arbeitszeiten und bieten ihren Patienten einen regelmäßigen Therapieplan täglich von acht bis 16 Uhr an. Dahinter steht auch der Gedanke, dass die Betroffenen die Möglichkeit bekommen, eine aktive Freizeitgestaltung in ihrem gewohnten Umfeld zu verwirklichen. Die Therapieangebote selbst richten sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild. Grundsätzlich gehören Gruppensitzungen, Gestaltungstherapie, Kunst- und Bewegungstherapie zu einem umfassenden Angebot, das den Menschen ganzheitlich behandelt. Darin unterscheiden sich die Angebote einer Tagesklinik kaum von denen einer herkömmlichen psychiatrischen Station.

Group therapy in session sitting in a circle

Fazit

Psychiatrische Tageskliniken bieten psychisch Erkrankten einen Mittelweg zwischen ambulanter und stationärer Therapie. Oftmals dienen solche Einrichtungen dazu, nach einem stationären Aufenthalt die ambulante Behandlung vorzubereiten. Genauso sind Tageskliniken in der Lage, stationäre Behandlungen zu verhindern. Der größte Vorteil der Tageskliniken zeigt sich aber in ihrer lebensnahen Therapie, die eng mit dem Leben der Erkrankten verzahnt ist.

Ähnlich wie im Berufsleben sind die Wochentage meist zwischen acht und 16 Uhr strukturiert. Die Patienten nehmen in dieser Zeit ein regelmäßiges und auf ihre Erkrankung abgestimmtes therapeutisches Angebot wahr, das sich aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammensetzt. Abends, nachts und am Wochenende halten sich die Betroffenen in ihrem gewohnten Umfeld auf. Das unterstützt die Patienten emotional und lässt sie weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

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