Upcycling: Aus alt mach neu, mit der richtigen Idee!
Wegwerfen ist out. „Upcycler“ verwerten und entwerfen Anderes. Eine alte Idee, immer wieder frisch aufgelegt: Aus jedem vermeintlich nutzlosem Material kann ein höherwertiges Produkt entstehen.
Up statt down: Alles dreht sich um das Wiederverwerten
Up, hoch, statt down, runter – das forderte der deutsche Unternehmer Rainer Pilz in der britischen Zeitung „Salvo“ im Jahr 1994. Warum alles wegwerfen und zerstören in Zeiten knapper Rohstoffe und schwindender natürlicher Ressourcen? Eine Frage, die notwendig und berechtigt ist. Die Ärmsten der Erde machen es vor. Sie verwerten, was sie bekommen, fertigen aus nutzlosem Kriegsmaterial Kunst und erwecken leere Cola-Dosen zu neuem Leben. Verkaufsschlager, die begeistern.
Vermeintlich Reiche meinen, es sei ein Gesetz zu ihrem Vorteil. Wegwerfen und neu kaufen, eine Spirale der Unendlichkeit. Ein Trugschluss, der teuer werden kann. Bereits im Jahr 1972 warnte der Club of Rome im Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ vor dem Ausverkauf der Ressourcen und deren Folgen. Ökonomen, Wissenschaftler und Industrielle entwarfen Strategien für einen Wandel.
Umdenken ist notwendig, Recycling kein Fremdwort der Wirtschaft. Verschiedene Gesetze regeln den Verbleib des „Abfalls“. Als Brennstoff, Füllmaterial oder minderwertige Kunststoffe gelangen die Produkte erneut in den Prozess der Wirtschaft. Um zu zertrümmern und aufzuspalten, bedarf es wieder Energie. Nicht notwendig findet Rainer Pilz. „Runter“ ist nicht der Weg, sondern „hoch“ hinauf. Scheinbar nutzlose Dinge haben ihren Wert, den sie nicht verlieren müssen. Mit der richtigen Idee entsteht aus ihnen ein anderes Produkt.
Wo Sie upcyclen können? Eigentlich überall!
Upcycling meint, vermeintlich unbrauchbare Stoffe zu einem anderen, höherwertigen Produkt zu verarbeiten. Eine Gewissensfrage im Umgang mit der Natur für jeden Einzelnen. Vom Wegwerfen zur „Mach-was-draus-Gesellschaft“, vom Downcyclen zum Upcyclen – das ist der Weg. Im eigenen Umfeld bieten sich unzählige Möglichkeiten, alltägliche Dinge vor der Mülltonne oder dem Sperrmüll zu bewahren.
Der Gedanke, dass die Umwelt ein bisschen Erholung braucht, motiviert. Selbermachen ist eine Lust, Ideen umzusetzen befriedigt und das neue Produkt schont den Geldbeutel. Sehen Sie sich in Ihrer Wohnung um. Aus alten Stoffen machen Sie etwas Anderes, defekte Fahrradschläuche haben noch nicht ausgedient, Zeitungen und Radiergummis ergeben Ketten und Ohrringe.
Jeder Stoff taugt zu etwas Neuem
Stoff ist ein faszinierendes Material: robust und beständig, als Autositz oder Regenschirm. Täglich nutzen Sie die vielfältigen Eigenschaften des Materials. Haben Autositze ausgedient, brechen dem Regenschirm die Speichen, landen sie auf dem Müll oder in der Tonne. Kluge Köpfe machen etwas Eigenes daraus. Der synthetische Stoff des Regenschirms eignet sich als neue Schirmtasche mit vielfältigem Muster. Wasserabweisend, auf ein Minimum reduziert, passt sie in jede Umhängetasche.
Schöne und praktische Taschen fertigen Sie aus Bezügen alter Autositze. Ist die Mechanik des Sitzes defekt, muss der Bezugsstoff nicht auf der Halde enden. Über das Internet finden Sie leicht einen passenden Schnitt für eine trendige Tasche. Wussten Sie, dass in einer alten Jeanshose 8.000 Liter Wasser stecken? Soviel verbraucht der Anbau von Baumwolle und die Färbung der Hose.
Kaufen Sie jährlich fünf neue Jeans, ist der durchschnittliche Wasserverbrauch für Duschen, Zähneputzen und Geschirrspülen schon erreicht. Grund genug, die alte Jeans nicht wegzuwerfen. Wie wäre es, das Material für einen Obstkorb oder die Hosenbeine als Skisack zu verwenden? Dünne Jeansstreifen flechten Sie zu einer neuen Form zusammen.
Für den Skisack genügt ein Fadenlauf an den Enden. Die Taschen der Jeans können zur Aufbewahrung für Stifte, Scheren und Lineal dienen. Leicht machen Sie aus einer langen Hose ein knielanges oder kurzes Modell. Mit Geschick entsteht aus einer abgetragenen Jeanshose ein trendiger Rock.
Dosen sind perfekt zum Wiederverwenden
Dosen fallen im Haushalt fast täglich an. Sind sie leer, verschwinden sie im Abfalleimer. Upcycler machen daraus Kräutertöpfe, die schon im zeitigen Frühjahr frische Zutaten liefern. Entgraten Sie die Kanten, stechen Sie einige Luftlöcher in den Boden und bekleben oder streichen Sie die Dosen mit Materialien Ihrer Wahl. Zum Aufhängen genügt ein kleines Loch, durch das ein Faden oder ein stabiler Haken passt.
Werden die Dosentöpfe mit Pflanzgranulat und Erde befüllt, wachsen die Kräuter auch im Winter. Eine neue Seifenablage gefällig? Aus einer leeren ovalen Fischdose entsteht eine schicke Auflage. Waschen Sie die Dose gut aus. Mit dem Hammer schlagen Sie einige Löcher in die Unterseite. Auf der umgestülpten Dose liegt die Seife sichtbar, trocken und griffbereit. Ein Hingucker für jeden Besucher.
In alten Fahrradteilen stecken ungeahnte Möglichkeiten
Ganz schön freakig ist eine Lampe aus alten Felgen. Ein Leuchtschlauch in Felgenmitte vervollständigt das Licht der Glühbirne, die zwischen Zahnkranz und Ritzel hängt. Zugegeben, das Herstellen des Schmuckstücks erfordert Fingerfertigkeit und Mut für Neues.
Wie wäre es zum Anfang mit einem Gartenstuhl aus defekten Fahrradschläuchen? Nehmen Sie einen ausgedienten Stuhl mit Metallgestänge, den Sie mit den Schläuchen neu bespannen. Aus alten Rädern bauen Sie Windspiele für den Garten. Befestigen Sie ein paar Flügel aus durchtrennten Dachrinnen oder alten Plastikeimern am Rad, das Sie an einem Stab montieren. Ein Federballschläger, bespannt mit Plastiktüten, hält das Rad im Wind. So einfach produzieren Sie Strom für die Gartenbeleuchtung. Ausgediente Räder machen sich gut als Kleiderständer, Schmuckhalter oder Nachrichtensammler an der Wand.
Lampen haben bei Upcyclern Hochkonjunktur
Zu einer individuellen Lampe lassen sich viele Materialien verarbeiten. Haben Sie schon einmal einen Leuchter mit Plastikschüsseln gesehen? Als Grundlage dient ein altes Leuchtergestell mit zerbrochenen Aufsätzen. In die bunten Plastikschüsseln schneiden oder sägen Sie mit Cutter oder Lochsäge eine Öffnung, sodass die Fassung der Glühbirne hindurchpasst.
Die Ränder der Schüsseln sehen mit Goldspray veredelt originell aus. Lebensmitteleimer von Gaststätten ergeben wunderbar leuchtende Einzelstücke. Den Eimerboden entfernen Sie wieder mit Cutter oder Lochsäge. Auf einem Ständer befestigt wirken die übereinandergesetzten Eimer wie riesige Papierrollen. Filigran sind ausgeschnittene Eimerstreifen, aufgereiht als Kugel auf einer alten Zeltstange. Die Enden der Streifen biegen Sie rund, damit sie auf die Stange passen. Fahrradlampen sind beliebt Objekte für Querdenker. Benötigen Sie eine neue Laptoplampe mit USB-Anschluss: Bauen Sie die Beleuchtung doch einfach selbst.
Aus Gläsern lässt sich vieles machen
Gläser verschwinden normalerweise im Glascontainer. Als Upcycler nutzen Sie große Gläser als Windlichter im Garten. Voller Schrauben und Kleinteile helfen Gläser, in der Werkstatt Ordnung zu schaffen. Verstauen Sie alle Utensilien in unterschiedlich großen Gläsern mit Schraubdeckeln, die Sie mit gutem Klebstoff an einem Brett befestigen. Die Gläser hängen umgestülpt gut sichtbar vom Brett herab und lassen sich mit leichtem Dreh öffnen. Das sieht gut aus und ist praktisch. Durch das Glas sehen Sie schnell, ob sich im Gefäß Brauchbares befindet.
Flaschen als Blumentopf und Rankhilfe? Der etwas andere Blumentopf ist leicht zu fertigen. Die Unterseite der Flasche trennen Sie mit einem Glasschneider ab und schieben die Pflanze mit Erde und Wurzel hinein. Über einen Faden oder Draht hängen Sie den Blumentopf am Flaschenhals auf.
Möbel und Regale aus alten Paletten
Auf Paletten gelangen Waren in den Handel. Die zusammengesetzten Bretter regen zu anderen Verwendungen an. Geteilt als Regale für Zeitschriften, Bilder oder Bücher, wirken sie besonders individuell. Mehrere gestapelte Paletten ergeben eine bewegliche Kochinsel. An der ersten Palette befestigen Sie Rollen.
Wer geschickt ist, füllt die Zwischenräume mit Schubladen aus. Darin finden Besteck und Co. bequem Platz. Es müssen nicht immer mehrere Paletten sein: Aus einer einzelnen Palette entfernen Sie ein paar Bretter und funktionieren sie zu einem originellen Hängeschrank für Schmuck und Tücher um.
Plastikflaschen sind Helfer in der Not
Haben Sie vergessen, einen Besen zu kaufen? Kein Problem. Aus einer Plastikflasche fertigen Sie selbst einen an. Trennen Sie den Boden der Flasche ab. Den verbleibenden Körper schneiden Sie bis zur Hälfte in schmale Streifen und drücken die obere Rundung platt. Die Flaschenöffnung dient als Befestigung für den Stiel.
Fazit
Das Beste am Upcyceln: Jeder kann es, egal wie alt. Ideen und Materialien finden Sie überall. Ein Upcycler wirft nicht weg, sondern ersinnt für jeden Gegenstand eine andere Verwendung. Mit überraschendem Design verblüfft der neue Zweck von Plastik, Glas, Dosen, Stoff und Holz. Hobby oder Lebenseinstellung: Egal, Hauptsache es macht Spaß.