Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche
Vorsorgen ist besser als heilen, sagte Hippokrates 400 v. Chr. und begründete die präventive Diagnostik. Heute ist dieser Grundsatz fest verankert in den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche.
U1: Gerade geboren, schon untersucht
Die kurz mit „U“ und fortlaufender Nummer bezeichneten Vorsorgeuntersuchungen für Kinder beginnen mit der U1 bereits nach der Geburt. Wiegen und messen sind obligat sowie der Check lebenswichtiger Funktionen. Zusammengefasst unter dem Begriff APGAR kontrolliert die Hebamme Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen und Reflexe. Sie prüft das Kind auf Fehlbildungen und entnimmt einen kleinen Blutstropfen.
Das Fersen- oder Venenblut untersucht der Kinderarzt auf Stoffwechselerkrankungen. Mithilfe des Guthie-Tests erkennt er eine Phenylketonurie, die unbehandelt zu geistigen Störungen mit epileptischen Anfällen führt. Der TSH-Test dient der Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion. Mangelnde Schilddrüsenaktivität verlangsamt das Gehirnwachstum.
Vorbeugend erhält der Säugling Vitamin K, das für das Gerinnen des Blutes wichtig ist. Erfahrungsgemäß mangelt es Neugeborenen an diesem Vitamin, sodass es in einigen Fällen durch verminderte Blutgerinnung zu Hirnblutungen kommt.
U2: Bis zum zehnten Lebenstag durchführen
Ein paar Tage nach der U1 (ab dem dritten Lebenstag) folgt die U2 als Neugeborenen-Basisuntersuchung. Nach dem Wiegen und Messen schaut sich der Arzt den Säugling genau an. Er achtet auf das Skelettsystem, die Mundhöhle, auf Reizreaktionen sowie den Zustand der Organe. Jeder Säugling hat einen Anspruch auf einen Hörtest, den der Arzt jetzt durchführt. Für Mütter ist die U2 der richtige Zeitpunkt, um über Probleme und Fragen zu sprechen.
Scheuen Sie sich nicht, Auskünfte über richtiges Stillen, den plötzlichen Kindstod, Allergien und Hautveränderungen zu erbitten. Im Gespräch weist Sie der Arzt auf viele Dinge hin. Wichtig sind die Kontrolle des Stuhls nach Farbe und Beschaffenheit, die nächsten Impftermine sowie die regelmäßige Einnahme von Fluorid und Vitamin D. Fluorid dient der Zahnprophylaxe. Obwohl der Säugling noch keine Zähne hat, empfehlen Ärzte Fluorid, um den Zahnschmelz frühzeitig gegen Karies zu schützen.
Vitamin D dient der Knochenbildung und bewahrt vor Rachitis, einer Krankheit, die Knochen weich macht und das Skelett verformt. Zwar bildet Ihr Kind aus dem Sonnenlicht selbstständig Vitamin D, allerdings ist die Menge zu gering. Bis zum 18. Lebensmonat schluckt es daher am besten täglich eine Tablette.
U3: Der erste Test für die Kinderarztpraxis
Ist Ihr Neugeborenes vier Wochen alt, ist es Zeit, mit der Kinderarztpraxis Ihrer Wahl einen Termin für die U3 zu vereinbaren. Wiegen, messen und die Vitamin-K-Tropfen gehören selbstverständlich zur Vorsorge.
Das Praxisteam holt auch den Hörtest nach, falls er bis dato noch nicht erfolgt ist. Spätestens jetzt prüft der Arzt die Beweglichkeit der Hüftgelenke. Zu empfehlen ist eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung bei einem Orthopäden. Stellt dieser dabei eine Abspreizhemmung oder eine Faltenasymmetrie fest, deutet das auf eine angeborene Skelettfehlbildung, die Hüftgelenksdysplasie, hin.
Dabei steht der Hüftkopf falsch in der Hüftgelenkspfanne. Die Fehlstellung heilt in der Regel durch frühzeitiges Tragen einer Spreizhose vollständig aus. Bei der U3 hat der Arzt ebenfalls genügend Zeit, Ihre Fragen zu beantworten. Denken Sie an die Vitamin D- und Fluoridtabletten, die Ihr Kind am besten weiterhin regelmäßig einnimmt.
U4: Die ersten Impfungen stehen an
Die U4 erfolgt zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat. Wie bereits bei den vorangegangenen Untersuchungen wiegt und misst der Arzt Ihr Kind. Körperlänge, Kopfumfang und Körpergewicht dokumentiert er fortlaufend im Kinderuntersuchungsheft.
Das hilft, zu beurteilen, ob sich Ihr Kind normal entwickelt. Bei der U4 testet der Arzt die geistigen und körperlichen Fähigkeiten sowie das Hör- und Sehvermögen. Vielleicht planen Sie, demnächst abzustillen, und haben Fragen zum Ernähren, Füttern, Verdauen oder Trinken. Die U4 bietet dafür ausreichend Gelegenheit.
Die Vorsorgeuntersuchung ist gleichzeitig der Termin für die ersten Impfungen. Geplant ist der Schutz gegen Pneumokokken, Diphterie, Tetanus, Hepatitis B, Kinderlähmung und Keuchhusten.
U5: Zwischen dem sechsten und siebten Lebensmonat
Ihr Kind ist jetzt ein halbes Jahr alt und macht vermutlich große Fortschritte. Es wächst, wird schwerer und beweglicher. Der Arzt dokumentiert all diese Entwicklungen und untersucht das Kind gründlich. Wie ist seine Körperbeherrschung ausgeprägt, ist es geschickt und führt es die altersgerechten Bewegungen aus, sind dabei die wichtigsten Untersuchungs-Grundlagen.
Erneut testet der Arzt das Seh- und Hörvermögen. Hat Ihr Kind schon die ersten Zähne, erkundigen Sie sich nach der geeigneten Ernährung und der richtigen Zahnpflege. Bei der U5 prüft der Arzt auch den Impfpass und holt noch ausstehende Impfungen sowie den Hörtest nach.
U6: Grundimmunisierung beendet
Zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat ist Ihr Baby in das Kleinkindalter hineingewachsen. Grund genug für den Arzt, erneut Geschicklichkeit, Körperbeherrschung und Beweglichkeit zu prüfen. Wie verhält sich Ihr Kind? Der Arzt findet es anhand von kleinen Aufgaben heraus. Treten Entwicklungsverzögerungen aufgrund von Krankheit oder Behinderung auf, erhalten Sie wertvolle Therapiehinweise.
Die in der U4 begonnenen Impfungen der Grundimmunisierung führt der Arzt in der U6 fort. Das Kind erhält die Letzten von vier Teilimpfungen, wenn die Impfungen zwei und drei bereits erfolgt sind. Zugleich beginnt der Schutz gegen Masern, Mumps, Windpocken, Röteln und Meningokokken C durch die erste Impfung.
U7: Ein Jahr nach der U6
Ihr Kind ist mindestens 21. Lebensmonate alt und beginnt bereits, die ersten Wörter nachzusprechen. Eine gute Zeit, um zu kontrollieren, ob es in der Lage ist, alleine zu gehen, und schon die ersten Treppen meistert. Ein kleiner Sprachtest offenbart, wie gut es Zweiwortsätze formuliert.
Ein gesundes Kind ist neugierig, aufgeweckt, verspielt und reagiert bereits auf Gespräche und Anweisungen. All das testet der Arzt. Er prüft erneut das Seh- und Hörvermögen sowie den Impfpass, denn das zweite Immunisieren gegen die bekannten Kinderkrankheiten ist zu diesem Zeitpunkt normalerweise bereits erfolgt.
U7a: Nach vollendetem dritten Lebensjahr
Seit einigen Jahren gibt es zwischen der U7 und U8 eine weitere Vorsorgeuntersuchung, die U7a ab vollendetem drittem Lebensjahr. Viele Kinder besuchen zu diesem Zeitpunkt eine Kindertagesstätte und sind mit neuen Eindrücken konfrontiert.
Für diese Anstrengung ist es wichtig, dass Ihr Kind körperlich und geistig fit ist. Es geht bei der U7a um das Hör- und Sehvermögen, die motorische Entwicklung, die Sprache sowie das Nervensystem und die Sinnesorgane. Schielt Ihr Kind oder hat es eine Sehschwäche, stellt der Arzt es bei dieser Untersuchung fest.
Gesund ist es, wenn es Drei- bis Fünfwortsätze bildet und Anweisungen oder Aufforderungen versteht. Auf Unregelmäßigkeiten weist Sie der Arzt gezielt hin.
U8: Auf dem Weg zum Vorschulkind
Die U8 liegt zwischen dem 46. und 48. Lebensmonat. Ist Ihr Kind normal entwickelt, dann spielt es, entdeckt ständig Neues, klettert und beherrscht motorisch anspruchsvolle Dinge wie Basteln oder Malen. Der Arzt beobachtet Ihr Kind und testet sein soziales Verhalten.
Erneut überprüft er das Seh- und Hörvermögen sowie die Zähne und den Kiefer. Vielleicht erhalten Sie danach den Hinweis, einen Zahnarzt zu besuchen. Probleme mit Durchschlafen, Unkonzentriertheit oder Bettnässen besprechen Sie am besten mit dem Arzt. Die Ernährung ist ebenfalls ein mögliches Thema für die U8.
U9: Kurz vor Schulbeginn
Bei der U9 zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat steht die Schulfähigkeit Ihres Kindes im Vordergrund. Alle Checks – Gewicht, Größe, Seh- und Hörvermögen – wiederholen sich und das Prüfen des sozialen Verhaltens kommt hinzu.
Mit kleinen Testaufgaben beurteilt der Arzt die Fortschritte und stellt fest, ob Ihr Kind Zusammenhänge erkennt, Interessen entwickelt und Regeln befolgt. Sprechen Sie Ihre Sorgen und Ängste an. Gemeinsam mit dem Arzt finden Sie Lösungen.
J1: Übergang zum Erwachsenwerden
Die J1 ist eine Jugenduntersuchung zwischen dem zwölften und 14. Lebensjahr. Jetzt steht die Pubertät mit all ihren Schwierigkeiten an. Ihr Kind nimmt die Untersuchung alleine wahr. Das ermöglicht ihm, mit dem Arzt Probleme unter vier Augen zu besprechen.
Dabei gewinnt der Mediziner einen Eindruck vom seelischen Zustand und der Entwicklung des Teenagers. Fragen nach der Schule und Freizeitgestaltung sowie das Bestimmen von Größe und Gewicht gehören ebenso wie ein Bluttest zur J1. Der Arzt spricht auch Themen wie Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum an.
Fazit
Die Untersuchungen U1 bis U8 sowie die Jungenduntersuchung J1 sind wichtige Vorsorgetermine im Leben Ihres Kindes. Viele Krankheiten und Fehlentwicklungen entdecken Ärzte dadurch frühzeitig und lassen sich so therapieren. Sie helfen Ihrem Kind, sich positiv zu entwickeln und von Anfang an umsorgt ins Leben zu starten.
Linktipps zum Thema:
- https://www.kennstdueinen.de/branche-aerzte-228.html
- http://www.kinderaerzte-im-netz.de/aerzte/drlang/ratgeber-kindergesundheit.html
- http://www.onmeda.de/kinderkrankheiten/
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