Was leistet Osteopathie und Craniosacrale-Therapie bei Kindern?
Die Osteopathie und die Craniosacrale Therapie sind Behandlungsmethoden, die sich gut für die Behandlung von Kindern eignen. Die Therapien, die mit den Händen durchgeführt werden, sind schmerzlos und nebenwirkungsfrei.
Was ist Osteopathie?
Das Wort Osteopathie hat ein amerikanischer Arzt geprägt. Andrew Taylor Still lebte von 1828 bis 1917. Zuerst behandelte er Patienten in Kansas, später eröffnete er eine Praxis in Missouri. Der Doktor war unzufrieden mit den Heilerfolgen der damals zur Verfügung stehenden medizinischen Möglichkeiten. Als Still schließlich hilflos zusehen musste, wie drei seiner eigenen Kinder während einer Meningitisepidemie und ein weiteres Kind an Lungenentzündung verstarben, begann er nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten zu suchen.
Beeinflusst von den medizinischen Praktiken der Shawnee Indianer und den neuen geistigen Strömungen seiner Zeit, beschäftigte sich Still intensiv mit der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers. Er fand bei seinen Studien heraus, dass in erster Linie Nervenblockaden und Stauungen von Blut und Lymphe für die Entstehung vieler Erkrankungen verantwortlich sind. Deshalb entwickelte er die manuelle Therapie der Osteopathie.
Das Kunstwort Osteopathie setzt sich aus den griechischen Begriffen „ostéo“ für Knochen und „páthos“ für Leiden zusammen. Durch sanften Druck mit den Händen gelang es dem Arzt, krankhafte Spannungen in Muskeln und Sehnen zu erkennen, zu lösen und dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Der Gesundheitszustand der von ihm nach seiner neuen Methode behandelten Patienten besserte sich. Seine Erfolge sprachen sich schnell herum. Da er nach kurzer Zeit den Patientenansturm nicht mehr allein bewältigen konnte, gründete er im Jahr 1892 die „American School of Osteopathy“, in der er seine Erkenntnisse an Studenten weiter vermittelte.
Die osteopathische Behandlung von Kindern
Der Patient kann in jedem Lebensalter von einer osteopathischen Behandlung profitieren. Durch die Therapie mit den sanften Berührungen und der Ausübung von leichtem Druck auf Kopf, Wirbel, Becken, Gewebe und Knochen ist die Osteopathie als ein wirksames und schmerzfreies Heilverfahren für Kinder besonders geeignet. In Großbritannien ist es heute Standard, dass in vielen britischen Geburtskliniken Neugeborene osteopathisch untersucht und bei Bedarf behandelt werden. Seit den Zeiten von Andrew Taylor Still wurde die Osteopathie von engagierten Medizinern weiterentwickelt und das Spektrum der therapeutischen Einsatzgebiete erweitert.
Osteopathie bei Babys
Typische Kinderkrankheiten erfahren durch die osteopathische Behandlung häufig eine massive Besserung. Sehr verbreitet sind bei Kindern Haltungsschäden mit daraus resultierenden Entwicklungsverzögerungen und Schmerzen. Aus osteopathischer Sicht handelt es sich dabei um strukturelle Verschiebungen, die durch die enormen Kräfte entstehen, die während der Geburt auf das Kind einwirken.
Deshalb treten osteopathische Ärzte dafür ein, dass auch in Deutschland Neugeborene routinemäßig einem Osteopathen vorgestellt werden. So könnten viele gesundheitliche Probleme bei Kindern durch die frühzeitige Behandlung direkt nach der Geburt verhindert werden. Die Einengung von Blut-, Lymphgefäßen und Nerven kann sich noch viele Jahrzehnte später negativ bemerkbar machen.
Spannungskopfschmerzen, Migräne, Kreislaufstörungen und viele andere gesundheitlichen Einschränkungen lassen sich mit Osteopathie behandeln und bei frühzeitiger Aufhebung der Blockaden verhindern. Bei Säuglingen können sich die Verschiebungen im knöchernen Skelett und den daraus resultierenden Belastungen der Nervenstränge dazu führen, dass sich Schrei- und Spuckkinder entwickeln.
Später zeichnen sich die Kinder durch allgemeine Unruhe, Konzentrationsstörungen und Einschlafprobleme aus. Je früher behandelt wird, umso einfacher und zeitlich kürzer ist die Therapie. Denn bei Babys lassen sich die körperlichen Strukturen noch sehr leicht in die richtige Position bringen. Gesundheitliche Einschränkungen des Bewegungsapparates zeigen sich bei kleinen Kindern bereits sehr früh. Wenn Kinder im Alter von neun Monaten noch nicht die Fähigkeit entwickelt haben zu krabbeln, steckt häufig eine Blockade eines oder beider Hüftgelenke dahinter. Ein Osteopath kann diese Blockaden mit wenigen einfachen Griffen lösen. Das Kind kann sich in der Folge gesund entwickeln.
Osteopathie bei älteren Kindern
Je älter die Kinder sind, umso länger dauert die Behandlung. Während bei Babys oft zwei bis drei Termine ausreichen, kann sich die notwendige Anzahl der Behandlungen bei älteren Kindern mehr als verdoppeln. Sehr gute Erfolge werden bei kieferorthopädischen Problemen, die häufig bei Kindern diagnostiziert werden, erzielt. Hierbei, wie bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen von Kindern, ist es wichtig, dass der Osteopath und der behandelnde Facharzt Hand in Hand zusammenarbeiten und sich über den Behandlungsfortschritt abstimmen.
Krankheiten der inneren Organe
Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme bei Kindern können Verklebungen von inneren Organen im Verdauungssystem als Ursache haben. Auch hier kann die Osteopathie weiterhelfen. Durch gezielte therapeutische Handgriffe können die Verklebungen gelöst und die Beweglichkeit der Organe, muskulären Strukturen und des Bindegewebes verbessert werden.
Die Entwicklung der Craniosacralen Therapie
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der Osteopath Dr. William Garner Sutherland die Craniosacrale Therapie, die sich schwerpunktmäßig auf die osteopathische Behandlung des Bereichs zwischen dem Cranium (dem Schädel) und dem Sacrum (dem Kreuzbein) beschränkt. Dr. Sutherland entwickelte die Theorie, dass der Liquor, der Gehirn und Rückenmark umspült, bei einem gesunden Menschen rhythmisch pulsiert.
Dieser Rhythmus überträgt sich auf alle anderen Strukturen im Körper. Ist dieses rhythmische Pulsieren des Gehirnwassers gestört, kommt es zu gesundheitlichen Problemen. Ein geschulter Therapeut kann diesen Rhythmus mit seinen Händen ertasten und mit ganz leichten Bewegungen der Finger wieder ins Gleichgewicht bringen. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte Dr. John E. Upledger die Craniosacrale Therapie von Sutherland weiter. Der Chirurg und Osteopath massierte mit ganz leichten Bewegungen die Nähte der Schädelplatten, den Hals, die Wirbelsäule bis hin zum Kreuzbein, um den Energiefluss im Körper zu verbessern.
Erfolge der Behandlung
Auch die Craniosacrale Therapie ist sinnvoll für die Diagnostik und die Behandlung. Sie ist ebenfalls ausgezeichnet für den Einsatz bei Säuglingen und Kleinkindern bis hin zu Jugendlichen geeignet. Den Kindern bleiben bei der Therapie mit Osteopathie oder Craniosacraler Therapie Schmerzen und die Nebenwirkungen von Medikamenten erspart.
Die Selbstheilungskräfte des Körpers werden ausschließlich durch die Hände des Therapeuten angeregt. Kinder lassen die Behandlung in der Regel sehr gern zu, weil sie sie als äußerst wohltuend empfinden. Durch die leichten Berührungen werden beispielsweise Erfolge bei Kopfschmerzen, Lernschwierigkeiten und Konzentrationsproblemen bei Kindern erzielt.
Sehr gut wirkt die Craniosacrale Therapie bei allen entzündlichen Erkrankungen. Besonders Kinder leiden häufig unter Infektionen der Ohren oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Hier kann die Therapie generell zu einer Verringerung der Anfälligkeit für derartige Erkrankungen führen.
Erfahrungsmedizin
Die Erkenntnisse der Wirksamkeit von Osteopathie und Craniosacraler Therapie beruhen ausschließlich auf Erfahrungen. Wissenschaftliche Studien über diese alternativen Behandlungsformen liegen noch nicht vor. Dennoch haben bereits viele Patienten von diesen Behandlungen profitiert.
Fazit
Die typischen Krankheiten und Entwicklungsprobleme bei Kindern müssen nicht zwingend nur mit schulmedizinischen Maßnahmen behandelt werden. In der Alternativmedizin gehören die Osteopathie und die Craniosacrale Therapie zu den sanften, ganzheitlichen Behandlungen, die Kinder sehr gut tolerieren. Wenn Kinder unter Krankheitssymptomen leiden, die wiederholt auftreten, sollte so früh wie möglich an eine osteopathische oder craniosacrale Therapie gedacht werden.