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Weisheitszähne entfernen lassen: Wann ist eine OP wirklich notwendig?

Eigentlich sind die Weisheitszähne Relikte aus der Steinzeit. Sie haben für uns keinen Nutzen mehr. Doch müssen sie unbedingt entfernt werden? Oder können wir sie doch noch brauchen?

Was genau sind Weisheitszähne und welche Aufgaben haben bzw. hatten sie?

Weisheitszähne kommen oft erst im Erwachsenenalter zum Vorschein, wenn überhaupt. Dieser Tatsache verdanken sie ihren Namen. Nicht nur im Deutschen, auch in vielen anderen Sprachen hat die Bezeichnung etwas mit Weisheit oder Verständigkeit zu tun. In der Regel hat jeder Mensch vier Weisheitszähne. Sie sind von der Mitte der Zahnreihen aus gesehen die achten Zähne, in Fachkreisen Achter genannt. Doch müssen nicht immer alle durchbrechen. Manche Menschen haben nur einen Weisheitszahn, manche zwei oder drei. Bei etwa fünfzehn Prozent der Bevölkerung bilden sie sich erst gar nicht.

In Aussehen und Form weichen die Weisheitszähne oft von den anderen Zähnen ab. Sie können anstelle der üblichen vier Höcker der großen Backenzähne drei oder fünf Höcker aufweisen. Auch bei der Anzahl der Wurzeln gibt es Unterschiede: Weisheitszähne können vier oder fünf Wurzeln haben. Manche sind zu einer einzigen Wurzel mit mehreren Wurzelkanälen verschmolzen, manche sind verwachsen oder hakenförmig gebogen. Diese bereiten bei einer späteren Entfernung besondere Schwierigkeiten.


Der Weisheitszahn ist eher ein Überbleibsel aus der Steinzeit. Unser Gebiss hat sich im Laufe der Jahre aufgrund der veränderten Ernährung zurückgebildet. Die weicher gewordene Nahrung braucht nicht mehr so viele Zähne, um angemessen zerkaut zu werden. Mundraum und Eckzähne haben sich angepasst und sind kleiner geworden. Für die Weisheitszähne bleibt da nur noch wenig Platz. So wie Blinddarm, Ohrhöcker und Steißbein haben die Weisheitszähne im Laufe unserer Entwicklungsgeschichte ihre ursprüngliche Funktion verloren. Sie sind zu Rudimenten geworden, das heißt zu funktionslosen Organen oder Organteilen. In manchen Fällen können solche Rudimente mehr schaden als nutzen.

Was können Weisheitszähne für die Mundgesundheit bedeuten?

Wenn ihnen nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht, können Weisheitszähne im Mundraum Schaden anrichten. Sie können gegen den Kieferknochen, gegen Nachbarzähne oder gegen die Haut über ihnen drücken. Das alles bereitet Schmerzen und kann zu Entzündungen führen. Besonders im Unterkiefer besteht die Gefahr, dass sich eine Schleimhaut über den wachsenden Zahn zieht.

Darunter können sich Speisereste schieben, die wiederum Entzündungen hervorrufen. Die einzige Behandlungsmöglichkeit ist hier ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Schleimhaut mit einem Schnitt geöffnet wird.

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Die sogenannten retinierten Weisheitszähne

Retinierte Weisheitszähne sind nicht dem Alter gemäß durchgebrochen. Der Ausdruck „retiniert“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „zurückhalten“. Dadurch kann es zu verschiedenen Beeinträchtigungen kommen. So kann zum Beispiel ein vollständig retinierter Weisheitszahn komplett unter dem Zahnfleisch verborgen sein und gegen die Wurzel des Nachbarzahns drücken. Ein waagerecht liegender Weisheitszahn kann sogar in den anderen Zahn hineinwachsen und ihn zerstören.

Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?

Sich Weisheitszähne ziehen zu lassen, nur um später eventuell auftretenden Problemen vorzubeugen, ist auch in Fachkreisen umstritten. Der Bundeszahnärztekammer zufolge muss eine Entfernung nicht immer zwingend notwendig sein. Sie empfiehlt Ärzten und Patienten, sich folgende Fragen zu stellen: Werden sich die Weisheitszähne voraussichtlich normal entwickeln?

Haben sie krankhafte Veränderungen an Kiefer und Zähnen verursacht? Oder sind solche Veränderungen zu erwarten? Wie hoch ist das Risiko einer Entfernung? Erst, wenn diese Fragen geklärt sind, sollten Arzt und Patient eine Entscheidung fällen. Röntgenbilder geben dabei genaue Auskunft über den Zustand und die Stellung eines Weisheitszahns und seinen Wurzeln. Um festzustellen, ob eine Operation notwendig ist, sind manchmal mehrere Röntgenbilder erforderlich. Das Wachstum der Weisheitszähne muss über einen längeren Zeitraum protokolliert und kontrolliert werden.

Das geschieht mit dem sogenannten Orthopantomogramm, einer zweidimensionalen Röntgenaufnahme von Ober- und Unterkiefer. Hier erkennt der Zahnarzt, ob sich die Weisheitszähne normal entwickeln werden. Er kann auch feststellen, ob bereits krankhafte Veränderungen am Zahn selbst oder an seiner Umgebung vorliegen.

Er wird dann zur Operation raten, wenn

– sich starke Karies am Weisheitszahn gebildet hat oder seine Wurzel entzündet ist.
– der Weisheitszahn beim Zusammenbeißen stört.
– sich der Durchbruch erschweren wird und es daher zu Entzündungen kommt.
– sich bereits Zysten oder andere krankhaften Veränderungen im Umfeld gebildet haben.

Dabei kann der behandelnde Zahnarzt – und selbstverständlich auch der Patient – entscheiden, ob der operative Eingriff von ihm selbst oder eher von einem Kieferchirurgen durchgeführt werden sollte.

Diese Punkte sprechen gegen eine Entfernung

Zeigt das Röntgenbild, dass sich der Weisheitszahn problemlos in die Zahnreihe eingliedern wird, ist eine Entfernung nicht angebracht. Auch wenn er tief im Knochen liegt, sollte ein Weisheitszahn nicht gezogen werden. Dann ist das Risiko zu hoch, dass es zu operativen Komplikationen kommt.

Entfernung der Weisheitszähne: Was Sie vor der OP beachten sollten

Wenn Ihre Weisheitszähne operativ entfernt werden müssen, können Ihnen einige Vorbereitungen helfen. Halten Sie Kühlkissen, Schmerzmittel, antibakterielle Mundspülung, eventuell eine Zahnbürste mit kleinem Bürstenkopf und weichen Borsten und ausreichend Tütensuppen für den Hunger danach bereit. Vor der Operation sollten Sie keine Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen und möglichst auf Alkohol und Zigaretten verzichten.

Wer sich alle Weisheitszähne ziehen lassen muss, steht vor der Frage, ob das alles an einem Termin geschehen soll. Zahnärzte empfehlen oft zwei Sitzungen für jeweils eine Seite. So kann der Patient auf der nicht behandelten Seite kauen. Manchen Patienten ist es aber lieber, alles in einem Aufwasch zu erledigen. So haben sie den ganzen Operationsstress nur einmal.

Wie läuft die Operation ab?

Ob örtliche Betäubung, Dämmerschlaf oder Vollnarkose eingesetzt werden, hängt von der Schwere und der möglichen Dauer des Eingriffs ab. Wenn Sie unter Zahnarztangst leiden, können Dämmerschlaf oder Vollnarkose hilfreich sein. Krankenkassen zahlen die Operation einschließlich der lokalen Betäubung.

Sollte ein medizinischer Grund für eine Vollnarkose vorliegen, wird diese auch von den Kassen übernommen. Allgemein gilt, dass Weisheitszähne, die regulär in der Reihe stehen, wie andere Zähne auch entfernt werden können. Hier reicht eine lokale Betäubung und die Behandlung verläuft relativ problemlos.

Komplikationen können entstehen, wenn Weisheitszähne quer liegen oder Wurzeln mit Querhaken haben. Das macht ihre Entfernung schwieriger. Mehrere Maßnahmen könnten hier erforderlich werden. Bilden die Wurzeln Widerhaken, so trennt der Chirurg die Wurzel ab oder teilt den ganzen Weisheitszahn in zwei Hälften. Unter Umständen muss die dabei entstandene Operationswunde genäht werden.

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Nachsorge: das sollten Sie nach der Operation beachten

Wie schnell Sie nach einer solchen Operation wieder einsatzfähig sind, hängt von der Wundheilung und Ihrer Regenerationsfähigkeit ab. Sie sollten sich aber mindestens drei bis sieben Tage schonen und eventuell krankschreiben lassen. In der Regel werden Fäden nach einer Woche gezogen. Nach zwei Wochen sollte die Wundheilung abgeschlossen sein.

Es empfiehlt sich, Schmerztabletten rechtzeitig einzunehmen, bevor der Schmerz beginnt. Sollte die Wunde nachbluten, können Sie einen Mulltupfer oder ein sauberes Taschentuch vorsichtig darauf legen und etwa 40 Minuten –ebenfalls ganz vorsichtig – zubeißen. Wenden Sie sich bei weiteren Komplikationen an Ihren Zahnarzt oder den zahnärztlichen Notdienst.

Fazit

Ob Ihre Weisheitszähne unbedingt entfernt werden müssen, sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt besprechen. Er kann mit Hilfe von Röntgenbildern feststellen, ob eine Beeinträchtigung bereits besteht oder später auftreten kann. Gute Gründe für eine Entfernung sind zum Beispiel Entzündungen, Karies oder Platzmangel im Kiefer. Wenn allerdings kein wesentlicher Grund vorliegt und Ihre Mundgesundheit nicht gefährdet ist, spricht eigentlich nichts für eine Operation.

Immerhin können die Weisheitszähne später als wichtiger Brückenpfeiler für Zahnersatz dienen. Das gilt besonders dann, wenn die letzten großen Backenzähne fehlen. So können Sie die Kosten für teure Implantate sparen. Letztlich bedeutet jede Operation immer ein gewisses Risiko, auch wenn es bei der heutigen medizinischen Versorgung gering ist.



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