Zahnimplantate ‒ Alles was man wissen muss
Manchmal sind eigene Zähne aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung irreparabel geschädigt. Dann bieten Zahnimplantate einen ästhetisch ansprechenden und funktionellen Ersatz, in jedem Alter.
So funktionieren Zahnimplantate
Zahnimplantate sind künstliche Zähne, die fest im Kiefer verankert werden. Dazu wird zunächst eine Art Zahnwurzel implantiert, die in der Regel aus Titan besteht. Titan ist ein biokompatibles, sehr festes und leichtes Metall, das sich gut formen lässt, ausreichend elastisch ist und kaum mit anderen chemischen Stoffen reagiert. Dadurch ist es sehr gut für die Anwendung im Körper geeignet.
Die Titan-Wurzel ist mit einem Schraubgewinde versehen. Sie ist ungefähr acht bis 15 Millimeter lang. Mit diesem Gewinde wird die künstliche Wurzel in die Alveole (das Zahnfach) im Kiefer eingesetzt, also gewissermaßen festgeschraubt. Die auch als Implantatkörper bezeichnete künstliche Wurzel heilt im Kiefer ein. Das bedeutet, dass der Kieferknochen fest anwächst und dadurch das Implantat umschließt und hält.
Ein Verbindungsstück, ebenfalls aus Titan oder aus Keramik, verbindet meist die künstliche Wurzel mit der künstlichen Zahnkrone. Diese besteht im Inneren meistens ebenfalls aus Metall. Die äußeren Keramikschichten werden in Form und Farbe individuell an das natürliche Gebiss angepasst. Der künstliche Zahn gibt den Druck, der beim Kauen entsteht, an den Kieferknochen weiter. Dieser wird dadurch immer wieder angeregt, sich zu regenerieren und zu festigen.
Wie sieht die Standard-Behandlung beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden aus?
Der Zahnarzt setzt das Implantat unter örtlicher Betäubung ein. Er macht einen Schnitt in das Zahnfleisch und bohrt dann in den Kieferknochen das Loch für das Implantat. Nachdem er dieses mit dem Gewinde hineingedreht hat, verschließt er mit einer Naht die Wunde. Während das Implantat einwächst, ergänzt ein Provisorium die Zahnreihe. Es dauert im Oberkiefer ungefähr drei bis sechs Monate, im Unterkiefer etwa sechs Wochen bis drei Monate, bis das Implantat fest eingewachsen ist.
Dann wird wieder in einer kleinen Operation mit einem Schnitt oder einem Laser das Zahnfleisch geöffnet und eine kleine Kappe, der Zahnfleischformer, eingesetzt. Er sorgt dafür, dass das Zahnfleisch den neuen Zahn fest umschließen wird. Jetzt nimmt der Arzt auch den Abdruck ab, nachdem das Zahntechniklabor den Zahnersatz anfertigt. Außerdem wird die richtige Farbe ermittelt. Der Zahntechniker fertigt das Verbindungsteil und die neue Krone an. Der Zahnarzt wird dann beim nächsten Termin das Verbindungsstück in das Implantat einschrauben und darauf Krone schrauben oder zementieren.
Haltbarkeit und Pflege
Ein gut gearbeitetes, gut eingewachsenes und gepflegtes Implantat kann lebenslang halten. Wichtig ist die gründliche sowie gleichzeitig sanfte und schonende Mund- und Zahnpflege, vor allem in den ersten Wochen nach dem Einsetzen des Zahnersatzes. Sie vermeidet, dass sich Plaque bilden kann (ein fester Zahnbelag) und dass sich das Zahnfleisch lockert. Dadurch dringen möglicherweise Bakterien ein, die bis zum Kieferknochen wandern können. Sie verursachen dort eine Entzündung und gefährden damit den festen Sitz des neuen Zahnes.
Gründe ein Zahnimplantat ‒ für wen eignet es sich?
Ein Implantat ist eigentlich fast immer dann sinnvoll, wenn ein eigener Zahn verloren gegangen oder nicht mehr zu retten ist. Wenn die Lücke dann gleich mit einem Implantat versorgt wird, hat sich auch der Kieferknochen noch nicht zurückgebildet. Fehlen bereits längere Zeit mehrere Zähne, muss zunächst der Kieferknochen aufgebaut werden. Dann dauert die gesamte Prozedur länger.
Oft werden einzelne Implantate gesetzt, an denen dann festsitzender oder herausnehmbarer Zahnersatz sicher verankert werden kann. Soll ein komplett zahnloser Kiefer mit einer festsitzenden Prothese versorgt werden, sind sechs bis acht Implantate pro Kiefer erforderlich. Für einen herausnehmbaren Zahnersatz benötigt der Patient je zwei bis vier Implantate.
Prinzipiell kann ein Implantat bei allen Personen eingesetzt werden, bei denen das Wachstum der Knochen beendet ist. Das ist ungefähr ab Ende 20 der Fall. Nach oben gibt es keine Altersgrenze. Auch in sehr hohem Alter können Implantate die Lebensqualität verbessern, denn sie fühlen sich fast an wie die eigenen Zähne. Sie können auch genauso stark belastet werden und sie sehen aus wie echte Zähne.
Wann ist ein Implantat nicht möglich oder nicht zu empfehlen?
Eine schlecht eingestellte Diabetes, Osteoporose, Herz/Kreislauf-Erkrankungen, ein schwaches Immunsystem, Nieren- und Lebererkrankung, Krebs sowie die Einnahme bestimmter Medikamente können Ausschlussgründe für eine Versorgung mit Implantaten sein.
Auch hat sich gezeigt, dass bei Rauchern die Rate an Komplikationen vergleichsweise hoch liegt. Das Risiko, dass das Implantat nicht einheilt oder später verloren geht, ist bei Rauchern bis zu sechs Mal höher, als bei Nichtrauchern. Dies sollte im Vorgespräch mit dem Behandler besprochen werden. Weitere Kontraindikationen sind akute Infektionskrankheiten und Entzündungen. Wer sich ein Implantat einsetzen lässt, sollte auf jeden Fall eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche gewährleisten können.
Neue Zähne sofort?
Sofortimplantat, das klingt verlockend. Dieses Implantat wird direkt nach der Operation mit einem hochwertigen Provisorium versorgt. Bereits nach wenigen Tagen kann der endgültige Zahnersatz aufgesetzt und belastet werden. Dieses Verfahren ist bei einwurzeligen Einzelzähnen sinnvoll, wenn die Knochenqualität gut und das Zahnfleisch kräftig ist. Ein Knochenaufbau ist bei dieser Methode schwieriger. Deshalb benötigt der Zahnarzt sehr viel Übung und Erfahrung. Das Risiko, dass das Implantat sich lockert, ist beim Sofortimplantat mit Sofortbelastung höher, als bei der langwierigeren Methode.
Die Kosten?
Ein Zahn-Implantat ist hochwertiger, aufwändig hergestellter und angepasster Hightech-Zahnersatz. Das hat seinen Preis. Brücken und Prothesen erfüllen ihre Funktion zwar nicht so umfassend, weil sie den Kiefer nicht physiologisch belasten, sie kosten aber deutlich weniger. Die normale Krankenversicherung übernimmt meist nur 50 Prozent der Kosten einer Regelversorgung. Die Regelversorgung orientiert sich am Befund des Zahnarztes und den dafür preisgünstigsten Zahnersatz. Diesen Betrag erhält der Patient, wenn er sich Implantate anfertigen lässt, als Zuschuss.
Dafür muss er den vom Zahnarzt erstellten Heil- und Kostenplan bei der Kasse einreichen. Die gesetzlichen und auch die privaten Krankenkassen bieten spezielle Zahn-Zusatzversicherungen an. Bevor Sie eine solche Versicherung abschließen, sollten Sie sich die Bedingungen aber genau ansehen. Implantate sind nämlich nicht immer mit eingeschlossen. Die Versicherungen leisten in der Regel auch nicht bei einer Diagnose, die bei Abschluss des Vertrages bereits bestand oder für eine Behandlung, die schon begonnen wurde. Meistens besteht erst nach einer Wartezeit von mehreren Monaten Anspruch auf Leistungen aus der Versicherung.
Fazit
Wenn ein Zahn verloren geht, bietet das Implantat sowohl ästhetisch als auch funktionell den besten Ersatz. Zudem können Implantate auch im hohen Alter noch eingesetzt werden und sie sind bei guter Mundhygiene sehr lange haltbar. Der hochwertige Zahnersatz hat allerdings seinen Preis. Die Krankenversicherung gewährt nur einen geringen Zuschuss. Eine entsprechende Zusatzversicherung, die allerdings auch nicht billig ist, verringert oder übernimmt die Kosten oder einen Anteil daran für neue schöne Zähne.