Zukunft Internetfernsehen: Was kommt da auf uns zu?
Die Vielfalt im Fernsehen hat sich durch die zunehmende Zahl an neuen Sendern in den letzten Jahren immer weiter entwickelt. Doch was wird uns der Zukunftsmarkt Internetfernsehen bieten?
Abschied von alten Fernsehritualen
Bis jetzt hat das Internetfernsehen nur eine bescheidene Nebenrolle in der Vielfalt der bestehenden Angebote gespielt. Doch Experten sehen für das Angebot aus dem Netz eine strahlende Zukunft. Das Fernsehen, wie wir es alltäglich nutzen, steht vor einem radikalen Umbruch. Bereits in wenigen Jahren sollen vollkommen neue Technologien zur Verfügung stehen.
Die Zeiten des Rituals, bei dem sich die ganze Familie am Abend vor dem Fernseher versammelt, um gemeinsam ein Programm anzusehen, sind schon lange vorbei. Es gibt immer mehr Fernsehsender, die versuchen, die ganz unterschiedlichen Geschmäcker des Publikums zu bedienen. Inzwischen ist ein Kampf der TV-Sender um die Netzvormacht ausgebrochen. Es gibt im Internet bereits zahlreiche Angebote, die es dir ermöglichen, ganze Filme oder Fernsehserien am PC anzusehen. Nicht alle diese Angebote sind seriös. Sonderermittler versuchen intensiv, die Betreiber von Videoportalen mit zweifelhafter Legalität aufzuspüren und dingfest zu machen.
Doch, ob auch die Nutzer, die sich oft ganz aktuelle Kinofilme im Netz ansehen können, sich wirklich strafbar machen, ist rechtlich nicht zweifelsfrei geklärt. Während früher Raubkopien die Runde machten, die ohne das Einverständnis der Rechteinhaber von Filmen und Serien angefertigt wurden und daher unrechtmäßig waren, laden sich heute die Nutzer dieser Portale die Filme nur Stück für Stück als Sequenzen zum einmaligen Ansehen herunter. Unter Juristen ist es vollkommen strittig, ob dieses Ansehen als illegale Handlung bestraft werden kann. Doch die Millionen Zugriffe auf diese kostenlosen Videoportale zeigen, dass es einen großen Bedarf gibt, sich außerhalb des Angebots der Fernsehprogramme inklusive der Mediatheken professionell gedrehte TV-Serien und Filme anzusehen, wann immer es gerade passt. Messbar ist auch, dass der Konsum von kurzen Videos im Internet stetig ansteigt. Die Gewohnheiten der Zuschauer ändernd sich schleichend, aber merkbar. Mittlerweile werden immer mehr TV-Geräte verkauft, die einen direkten Zugang zum Internet besitzen. Auch die Verkaufszahlen von internetfähigen Tablets und von Smartphones steigen rasant an. Mit allen diesen Geräten und natürlich auch mit dem PC können sich die Besitzer ohne ein festes, vorgegebenes Sendeschema Filme, Serien und Infosendungen nach ihrer Wahl anschauen.
Marktmacht im Netz konzentrieren
Die großen Fernsehsender gehen davon aus, dass die Fernsehgewohnheiten der vergangenen Jahrzehnte sich bei einer breiten Masse der Bevölkerung zumindest teilweise noch über einige Jahre halten werden. Doch die Anbieter müssten sich bereits heute auf den Trend, der in der Zukunft mit größter Wahrscheinlichkeit auf uns zukommt, einstellen. Die Zukunft des Fernsehens bedeutet, dass sich die Anbieter auf neue Märkte und veränderte Kundenstrukturen einstellen müssen. Wer jetzt nicht reagiert, der verpasst seine Zukunft, weil andere Anbieter die Marktanteile übernehmen werden.
Die deutschen Sendergruppen des öffentlich rechtlichen Fernsehens und der Privatsender betreiben eigene Onlineportale. Dort werden einige ausgewählte Teile des bereits gesendeten Programms zur Verfügung gestellt. Wenn du Lust und Zeit hast, kannst du dir dort meist kostenlos ansehen, was dich anspricht. Die privaten Sendergruppen haben bereits einige Anläufe genommen, besonders beliebte Filme und Serien kostenpflichtig abrufbar zu machen. Doch zumindest in Deutschland hat sich dies bisher nicht durchsetzen können.
Dabei verfügen sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Sendeanstalten über ein prall gefülltes angekauftes Filmarchiv und über große Mengen von Eigenproduktionen. Doch davon kann kostenfrei im Netz nur ein geringer Teil legal angesehen werden. Außerdem besteht das Angebot der Fernsehsender im Netz aus vielen kleinen Insellösungen, die es für den Nutzer unbequem machen, etwas für ihn Passendes einfach und schnell zu finden.
Vorreiter USA
Die Zukunft wird wohl in einer Bündelung der Angebote liegen müssen, um Marktanteile verteidigen zu können. In Deutschland gibt es jedoch noch keine Aussicht auf ein gemeinsames Auftreten der TV-Senderketten im Netz. Es besteht die Gefahr, dass der Trend für ein bequemes und spannendes Angebot des Internetfernsehens verpasst wird, weil man sich bei der Planung für den Weg dahin in Grabenkämpfen verzettelt. In den USA ist man da weiter. Dort kann der Zuschauer bereits erleben, wie das Fernsehen im Internet funktioniert.
Bereits 2008 haben die Fernsehgiganten NBC Universal und Rupert Murdochs News Corporation ein Fernsehportal mit dem Namen Hulu gegründet. Der größte Teil der Kosten für das TV-Portal wird über Werbeeinnahmen erwirtschaftet. Amerikanische Nutzer des Internets können sich vollkommen legal per Videostream das Angebot des Portals anschauen. Von bekannten Serien sind einige der aktuellen Folgen kostenfrei verfügbar. Wer ältere Folgen sehen möchte, kann sich diese im Onlinearchiv aussuchen und gegen Zahlung einer Monatsgebühr von derzeit acht Dollar ansehen. Auch das gesamte Filmarchiv von Hulu steht den angemeldeten Teilnehmern mit der Zahlung der Gebühr für die Nutzung zur Verfügung. Das Portal Hulu hat nach eigenen Angaben bereits im Jahr 2010 schwarze Zahlen geschrieben. Wie die „Los Angeles Times“ berichtete, interessieren sich bereits wichtige Konzerne wie Google oder Microsoft für die Übernahme von Hulu.
Die Firma Intel hat sich mit der Herstellung von Chips einen Namen gemacht. Doch Intel erweitert seinen Fokus auf die Revolution des Fernsehens. Ein Team aus etwa 350 Mitarbeitern hat den Auftrag bekommen, eine Server-Farm als internetbasierten Dienst zu entwickeln, der alle Fernsehsendungen weltweit aufzeichnet und die Daten den Nutzern in einer Cloud gespeichert für einige Zeit zur Verfügung stellen soll. Intel setzt dabei auf den Verkauf einer speziellen Box, die den Zugang zur Cloud ermöglicht.
Um größeren Einfluss auf die Gestaltung des Fernsehens der Zukunft bemühen sich auch andere Firmen. Apple, Sony und Google sind nur einige davon. Auch Kabel- und Satellitenfirmen arbeiten an eigenen Technologien.
Einfacher Zugang erhöht die Nutzerzahlen
Auch in Deutschland wird über ein solches Portal nachgedacht. Doch Experten sind sich einig: Nur wenn der Zugang zu den Angeboten einfach und bequem gestaltet ist, lassen sich Nutzer für das Fernsehen via Internet begeistern. Begeistert müssen die Kunden von Portalen, die das Internetfernsehen anbieten, auch sein, denn nur dann werden sie einverstanden sein, für die Bereitstellung ihrer Lieblingsfilme etwas zu zahlen. Zuschauer werden im Internetfernsehen der Zukunft mitten in eine Sendung einsteigen können, sich nur bestimmte Sequenzen ansehen oder ganz einfach an den Anfang zurückspringen können. Ein festes Sendeschema wird es nicht mehr zwingend geben müssen. Jeder kann sich Informationssendungen wie die Nachrichten oder Politmagazine, Ratgebersendungen, Serien und Spielfilme ganz nach Geschmack aussuchen. So kannst du dir problemlos dein eigenes Live-Fernsehen nach deinen Vorstellungen gestalten.
Wer auch immer im Internet TV-Angebote macht: Er muss zunächst mit den Medienkonzernen und weiteren Rechteinhabern verhandeln, um sich eine rechtlich einwandfreie Basis für sein Serviceangebot im Netz zu schaffen.
Fazit
Je schneller der Ausbau der Breitbandverbindungen vorangeht, desto mehr Menschen werden sich nicht mehr nur mit den klassischen Fernsehprogrammen begnügen wollen. Wohin genau die Entwicklung der Angebote gehen wird, ist noch nicht genau abzuschätzen. Sicher sind sich die Experten jedoch, dass das Internet sich innerhalb der nächsten 10 Jahre zu dem führenden Medium in der Unterhaltungsbranche entwickeln wird. Dabei werden nicht nur die etablierten Fernsehgesellschaften umdenken müssen. Alle traditionellen Medien wie TV, Radio oder die Zeitungsbranche werden gezwungen sein, für ihre Angebote ein wirtschaftlich sinnvolles Konzept der Verbreitung im Internet zu finden.