Moderne Aufzüge an alter Fassade anbringen: Auf was man achten muss
Aufzüge haben viele Vorteile: Der Zugang wird behindertengerecht, das Leben bequemer. Aber wie gestaltet man Aufzüge an historischen Fassaden, ohne den Charakter des Hauses zu zerstören? Hier sind die Antworten.
Warum der nachträgliche Einbau eines Aufzugs sich oft lohnt
Es gibt viele Gründe, die dafürsprechen, einen Aufzug bei einer älteren Immobilie nachzurüsten – und zwar beinahe unabhängig von der Nutzung des Gebäudes. Das Hauptargument für Investoren ist freilich eine Steigerung des Gebäudewertes. Für die Bewohner oder Nutzer des Gebäudes wird die Wohnqualität deutlich gesteigert. Der Zugang zu den Wohnungen oder Geschäftseinheiten wird barrierefrei – und auch für Menschen mit Handicap oder Senioren gut zugänglich.
Gerade ältere Menschen sind in einer insgesamt alternden Bevölkerung zunehmend eine wichtige Zielgruppe, deren Wünsche und Bedürfnisse bei der Vermietung von Wohnraum bedacht werden sollten. Doch auch für Bürohäuser ist ein Aufzug ein immer wichtigeres Entscheidungskriterium für potenzielle Mieter. Insbesondere gilt dies natürlich für Arztpraxen oder Kanzleien, die nur in Gebäuden mit Aufzug für alle Patienten, Klienten und Kunden erreichbar sind.
Auch Lasten wie Pakete und andere kleinere Anlieferungen, die jedes Büro bekommt, müssen dann nicht über Treppen bewegt werden. Doch man muss soweit gar nicht gehen: Generell bevorzugen viele Mieter von Büroflächen Gebäude mit Aufzug schon deshalb, weil man im Alltag eben viel in den Räumlichkeiten unterwegs ist – dann ist ein Lift selbst bei nur zwei- oder dreigeschossigen Gebäuden ein echter Komfortaspekt.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Aufzug an der Fassade angebracht werden kann?
Zu beachten sind vor allem etwaige Denkmalschutzauflagen. Obgleich bei denkmalgeschützten Gebäuden mit höheren Auflagen für den Einbau eines Aufzugs an der Fassade zu rechnen ist, ist er oft möglich. Meist wird dann ein Konzept verlangt, bei dem der neue Aufzug den Charakter des historischen Gebäudes nicht zerstört. Teilweise sind Lösungen gefordert, bei denen sich der Aufzug natürlich in den Stil des Gebäudes integriert. Doch auch Entwürfe, bei denen ein moderner Aufzug die historische Fassade wirkungsvoll umspielt, werden oftmals genehmigt.
Weiterhin stellt sich die elementare Frage, ob überhaupt genügend Grundfläche außerhalb des Gebäudes zur Verfügung steht, um einen Aufzug anzubringen. Wichtig ist zudem die Prüfung der Tragfähigkeit der Fassade. Denn für einen Außenaufzug muss die Stahlkonstruktion des Schachtes in der Fassade verankert werden.
Dies ist zwar meist, aber nicht in jedem Fall möglich und gehört daher zu den Dingen, die unbedingt vorab geprüft werden müssen. Wenn Sie Kostenvoranschläge von Fahrstuhlherstellern einholen, werden die Firmen dies jedoch in der Regel bereits prüfen. Sind diese grundlegenden Fragen geklärt, steht einem Aufzuganbau an der Fassade Ihres Gebäudes nichts mehr im Wege.
Alternativen zum Aufzugeinbau an der Fassade
Was aber, wenn es an diesen Grundvoraussetzungen scheitert? Im Prinzip gibt es zum nachträglichen Aufbau eines Aufzugs an der Fassade zwei Alternativen: der Anbau im Treppenauge oder die Anlage eines zusätzlichen Fahrstuhlschachts im Inneren des Hauses. Zweifellos haben alle diese Varianten ihre Vor- und Nachteile.
Ist genug Platz im Treppenschacht vorhanden, ist der Einbau eines Aufzugs im Treppenauge sicherlich die beste Alternative zu einem Aufzug an der Fassade.
Ein Fahrstuhl im Treppenauge ist weniger kostenintensiv als das Anlegen eines separaten Aufzugsschachts. Gestalterisch sind Sie bei einem Aufzug im Treppenauge durchaus flexibel: Von verglasten Aufzugsschächten bis zu mit Stahlblech verkleideten Anlagen gibt es viele Varianten, aus denen Sie diejenige auswählen können, die zum Charakter des jeweiligen Hauses am besten passt. Der Vorteil ist, dass bei dieser Lösung keine größeren Veränderungen an der Bausubstanz vorgenommen werden müssen und auch kein zusätzlicher Platz von Wohnungen oder Büroflächen verloren geht.
Auch sind die Lösungen durchaus nicht selten mit Denkmalschutzauflagen vereinbar. Ist das Treppenhaus zu eng für den Einbau eines Aufzugs, muss ein separater Aufzugsschacht im Gebäude errichtet werden. Aufgrund der nötigen Eingriffe in die Bausubstanz ist dies meist die kostspieligste Lösung, zumal dafür auch Grundfläche verlorengeht.
Wie werden Aufzüge an der Fassade angebracht?
Für die Anbringung an der Fassade sind verschiedene Lösungen denkbar. Die wichtigsten Varianten sind:
• verglaster Stahlschacht,
• betonierter Schacht,
• gemauerter Schacht.
Mit diesen drei Varianten lassen sich für fast jede Fassade bauliche Lösungen finden. Sie unterstreichen den Charakter des Hauses oder bilden einen interessanten Kontrast, ohne die Gesamtoptik zu zerstören. Meist werden die Schächte freistehend errichtet. Es werden dann auf Höhe der Treppenpodeste Übergänge zwischen Fahrstuhlschacht und Treppenhaus eingezogen. Diese sollten am besten durch Brandschutztüren gesichert werden. So kann das Feuer im Brandfall schwerer auf das Haus überspringen. Der Wärmeverlust wird minimiert.
Edelstahl, Glas, Handgriffe aus Holz, Spiegel, Kabinendecken, Steinfußböden – auch in der Materialauswahl muss man sich heute nicht mehr nur nach den baulichen Gegebenheiten richten: Überall lässt sich modernste Aufzugstechnik mit alter Bausubstanz zu einer harmonischen Einheit verbinden.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich?
Grundsätzlich gilt: Bei Fahrstühlen, ob innen oder außen, ist heute eine ganze Menge möglich. Viele Fahrstuhlfirmen bieten Lösungen auch bei schwierigen Fassadensituationen oder für Aufzüge in Winkeln an der Rückseite von über Eck verlaufenden Gebäuden. Auch Entwürfe für knapp bemessenen Raum sind möglich. Teilweise können Fahrstühle mittlerweile auf unter einem Quadratmeter Grundfläche errichtet werden.
Natürlich ist eine solch platzsparende Lösung um den Preis eines großen Fahrstuhls erkauft: Kinderwagen oder Rollstühle haben in diesen Aufzügen meist keinen Platz. Dennoch können Personen und Lasten von bis zu 130 kg mit solch kleinen Fahrstühlen bewegt werden. Ob sich das im konkreten Fall Ihres Gebäudes lohnt, ist davon abhängig, welche Nutzung vorgesehen ist. Für Hotels oder normale Wohnhäuser kann sich die Investition in einen solchen Aufzug durchaus rentieren, da er nachhaltig die Qualität des Gebäudes steigert.
Für die Entscheidung für oder gegen einen Außenfahrstuhl ist es also notwendig, nach der Zielsetzung des Einbaus beziehungsweise der Nutzung des Gebäudes zu fragen. In jedem Fall aber ist das Spektrum an Möglichkeiten sehr breit. An unterschiedlichsten Gebäuden und für unterschiedlichste Raumsituationen lassen sich Lifte an der Fassade anbauen.
Ähnliches gilt auch für die optische Gestaltung. Die verschiedenen baulichen Optionen für die äußere Gestaltung wurden bereits angesprochen: Moderne und luftig wirkende verglaste Aufzugschächte sind ebenso möglich wie verputzte und in der Fassadenfarbe angestrichene Schächte oder verklinkerte Aufzugschächte. Auch bei der Innengestaltung können Sie sich an dem Stil des Gebäudes orientieren – denn von Spiegeln über Kacheln und Marmor bleiben fast keine Wünsche offen. Gleichwohl beeinflusst dies natürlich den Preis.
Vor allem bei Gebäuden mit Wohnnutzung ist auch der Geräuschpegel eines Aufzugs zu bedenken. Empfehlenswert sind hydraulisch betriebene Aufzüge sowie seil- oder spindelbetriebene Lifte. Für sie ist kein Maschinenraum nötig und sie können – bei normaler Traglast – bereits über eine einfache 230-Volt-Steckdose betrieben werden. Der Fahrstuhlbetrieb ist bei solchen Modellen in aller Regel relativ leise.
Was kostet ein nachträglich angebauter Fahrstuhl?
Da ein Fahrstuhl immer für jedes einzelne Gebäude konzipiert wird, lässt sich schwer eine generelle Aussage über die zu erwartenden Kosten treffen. Als Daumenregel kann man etwa schätzen, dass für einen Fahrstuhl eines dreigeschossigen Gebäudes mit einer Traglast von fünf bis sieben Personen etwa mit 16.000 Euro zu rechnen ist. Dieser Betrag kann jedoch auch deutlich höher ausfallen, wenn die baulichen Voraussetzungen ungünstig sind.
Oftmals lässt sich der nachträgliche Einbau eines Fahrstuhls über die KfW zu Teilen finanzieren. Auch Krankenkassen geben unter Umständen einen Anteil dazu. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Einbau notwendig ist, um beispielsweise Rollstuhlfahrer zu transportieren.
Fazit
Insgesamt kann man festhalten: Der nachträgliche Einbau eines Fahrstuhls an der Fassade eines Hauses lässt sich für viele Gebäude problemlos realisieren, ohne dass der Charakter der Fassade verloren geht. Sogar bei denkmalgeschützten Immobilien ist dies oft möglich. Durch diese Investition gewinnt das Gebäude an Wert, die Wohn- und Arbeitsqualität der Anwohner steigt. Nicht immer ist dieses Bauvorhaben unbezahlbar – es gibt Zuschüsse, die helfen, das Modernisierungsprojekt zum Nutzen aller umzusetzen.
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